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Willi Baer / Karl-Heinz Dellwo (Hrsg.)

MIR. Die Revolutionäre Linke Chiles

Hamburg: LAIKA Verlag 2011 (Bibliothek des Widerstands 11); 176 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-942281-80-5
Die Geschichte der chilenischen Partei Movimiento de Izquierda Revolucionaria (MIR) steht im Mittelpunkt dieses Sammelbandes. Ermutigt durch den politischen Erfolg der kubanischen Revolution und überzeugt, dass die endemischen sozialen Missstände nicht auf friedlichem Weg und durch kontinuierliche systemimmanente Reformen überwunden werden können, definierte sich die Partei als die marxistisch-leninistische Avantgarde des Andenstaates. Die Ideologie der Bewegung entstand aus der Artikulation der marxistischen Klassentheorie und einer spezifischen Interpretation der Geschichte der andinischen Volkskämpfe. Als sich Pinochet nach dem Wahlsieg des Sozialisten Salvador Allende mit der militärischen und finanziellen Unterstützung der Vereinigten Staaten an die Macht putschte, wurde die MIR Teil der Volksdemokratischen Bewegung (MDP). Zu dieser fanden sich die linken Parteien zusammen, um gemeinsam gegen Pinochets neoliberale Wirtschaftspolitik zu mobilisieren und seinen autoritären Repressionsapparat zu bekämpfen. Der erste Beitrag des Bandes stammt von Andrés Pascal Allende, dem Neffen des chilenischen Staatspräsidenten Salvador Allende und selbst Mitinitiator der 1965 gegründeten Partei. Allende rekapituliert die Geschichte der MIR, erörtert ihr Verhältnis zur gemäßigten Linken um Salvador Allende und rechtfertigt ihren bewaffneten Kampf. Anhand der persönlichen und politischen Schicksale von drei weiblichen Mitgliedern behandelt Tamara Vidaurrázaga Aránguiz im zweiten Beitrag die schwierige Artikulation von Feminismus und Marxismus im Rahmen der MIR. Die beigefügte Film-DVD bietet einen kompakten Überblick über die wechselvolle Geschichte der vielen scheiternden Versuche, die Kräfte der Linken nachhaltig zu vereinen und eine populare Formation um die eigene Ideologie zu konstruieren. Der Band bietet gerade durch seine offene politisch-ideologische Einseitigkeit nicht nur für Sympathisanten der Bewegung, sondern auch für „neutrale“ Beobachter, die sich mit der hegemonialen Konstruktion politischer Subjektivitäten in Lateinamerika befassen, eine spannende Lektüre.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Willi Baer / Karl-Heinz Dellwo (Hrsg.): MIR. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34191-mir_41018, veröffentlicht am 27.10.2011. Buch-Nr.: 41018 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken