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Martin Hofbauer / Thorsten Loch (Hrsg.)

Nordafrika. Hrsg. im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2011 (Wegweiser zur Geschichte); 361 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-506-77326-5
Zwei Leitfragen liegen diesem Band zugrunde: Erstens was ist Nordafrika und zweitens was ist der Arabische Frühling beziehungsweise wie kam es dazu? Damit wollen die Herausgeber einem breiten Interessiertenkreis Hintergrundwissen vermitteln, um die gegenwärtigen politischen Umbrüche in den fünf nordafrikanischen Staaten Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko verstehen und beurteilen zu können. Der Band umfasst 22 Kurzbeiträge. Im ersten Teil finden sich historische, zumeist länderübergreifende Betrachtungen. Beispielsweise zeigt Loretana de Libero auf, dass Nordafrika bereits während der Antike Objekt ausländischer wirtschaftlicher wie politisch-militärischer Interessen war. Der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widmet sich Thorsten Loch. Er beschreibt diese Phase als einen „innergesellschaftlichen und ideengeschichtlich geprägten Wandlungsprozess“ (99) und erörtert den Kampf um die Deutungshoheit zwischen einem arabischen Nationalismus und dem politischen Islam. Werner Ruf behandelt den Prozess der Entkolonisierung und weist darauf hin, trotz der vielen Gemeinsamkeiten die historisch bedingten Besonderheiten der einzelnen Länder wie beispielsweise die „jeweilige soziale Basis der Nationalismen“ (122) zu beachten, da diese die politischen Ordnungsvorstellungen der Regierungen prägten. So sei das Fehlen eines Nationalbewusstseins in Libyen als einer der Gründe für die erbitterten Kämpfe zwischen Gegnern und Unterstützern des Gaddafi-Regimes zu sehen. Reinhard Schulze skizziert die Entwicklungen von 1985 bis 2011 als eine Zeit des großen politischen und sozialen Umbruchs, der in den Arabischen Frühling mündete. Im zweiten Teil werden schlaglichtartig gegenwärtige politische und gesellschaftliche Aspekte betrachtet. Da der Ausgang vieler Entwicklungen bisher nicht absehbar ist, können die Autoren freilich in erster Linie vorläufige Schlussfolgerungen und vorsichtige Einschätzungen – etwa über die Chancen einer Demokratisierung der Region – abgeben. Zeittafeln über die Entwicklung der einzelnen Länder seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie eine Chronologie des Arabischen Frühlings runden den Band ab.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.63 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 3.6 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Martin Hofbauer / Thorsten Loch (Hrsg.): Nordafrika. Paderborn u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34172-nordafrika_40987, veröffentlicht am 15.03.2012. Buch-Nr.: 40987 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken