Skip to main content
Martin Gutzeit / Helge Heidemeyer / Bettina Tüffers (Hrsg.)

Opposition und SED in der Friedlichen Revolution. Organisationsgeschichte der alten und neuen politischen Gruppen 1989/1990

Düsseldorf: Droste Verlag 2011; 263 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-7700-5304-9
Die Organisationsgeschichte der SED und der anderen (Block-)Parteien sowie der oppositionellen Bewegungen und neuen Parteien während der Friedlichen Revolution wird in dem Sammelband – anhand von fünf thematischen Schwerpunkten (Formierung der Opposition, Zeit der Herbstrevolution, Runder Tisch, Volkskammerwahl, Weg zur Einheit) – nachgezeichnet. Aufgrund der Vielzahl an Literatur zu diesem Thema ist zunächst die Frage, ob es nun unbedingt noch eines Buches bedarf, nicht unberechtigt. Entsprechende Vorbehalte lösen sich aber durch die Lektüre relativ schnell auf. Das liegt im Wesentlichen an der geschickten Konzeption des Sammelbandes, der auf eine Tagung im November 2008 zurückgeht. Zu jedem Themenbereich werden verschiedene Sichtweisen betrachtet: In kurzen Beiträgen stellen Historiker und Politologen die wissenschaftliche Sicht dar und Zeitzeugen wie der Sozialdemokrat Martin Gutzeit berichten über ihre Eindrücke aus der damaligen Zeit. Außerdem sind am Ende der Kapitel die Podiumsdiskussionen der Tagung abgedruckt. An den Debatten beteiligten sich Repräsentanten der verschiedenen Oppositionsgruppen, weshalb teilweise unterschiedliche Positionen und Einschätzungen der damaligen Situation deutlich werden. Das verleiht dem Buch einen besonderen Reiz. In diesem Zusammenhang ist es allerdings bedauerlich, dass sich – mit Ausnahme des Christdemokraten Lothar de Maizière – kaum ein Vertreter der Altparteien zu Wort meldete. Abschließend bleibt noch darauf hinzuweisen, dass das Buch einige gute Ansatzpunkte für die künftige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema enthält: So plädiert der Historiker Karsten Timmer dafür, „die Perspektive auf das Verhältnis von Demonstrationen und Organisationen umzudrehen. Betrachtet man die Forschungsliteratur, tobt der Streit immer wieder um die Frage, ob und inwiefern die oppositionellen Gruppen für die Mobilisierung verantwortlich waren oder nicht. Dieser Streit ist grotesk“ (92). Und sein Kollege llko-Sascha Kowalczuk kann nicht nachvollziehen, dass „so viel von den ‚SED-Reformern’ gesprochen wird“ (96).
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.314 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Martin Gutzeit / Helge Heidemeyer / Bettina Tüffers (Hrsg.): Opposition und SED in der Friedlichen Revolution. Düsseldorf: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34090-opposition-und-sed-in-der-friedlichen-revolution_40881, veröffentlicht am 22.09.2011. Buch-Nr.: 40881 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken