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Inge Wettig-Danielmeier / Katharina Oerder

Feminismus - und morgen? Gleichstellung jetzt

Berlin: vorwärts buch GmbH 2011; 95 S.; 10,- €; ISBN 978-3-86602-926-2
Einerseits erleben wir einen öffentlichen Diskurs, in dem meinungsbildende Medien ein Revival der Geschlechterstereotype befördern und sich Antifeminismus breitmacht, wie sich etwa in dem Buch von Eva Herman „Das Eva-Prinzip“ spiegelt, schreibt Katharina Oerder. Andererseits vertreten Postfeministen die Auffassung, Ungleichbehandlungen zwischen Männern und Frauen seien nicht mehr zu erkennen. In rechtlicher Hinsicht sei, konzediert sie, schon viel erreicht, wenn es auch in diesem Bereich noch Defizite gebe, etwa im Hinblick auf das Thema Entgeltgleichheit. Faktisch seien Frauen aber auch 100 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag noch immer zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt. Beispiele werden in diesem Band von beiden Autorinnen zahlreich genannt. Daher sei es an der Zeit für einen erneuerten, politisierten Feminismus, der Diskriminierungen in Alltag, Beruf und Politik als strukturell und strategisch entlarvt und darauf reagiert nach dem Motto „Das Private ist politisch!“ (55) Der Sozialdemokratie, als eine der Trägerinnen der Frauenbewegung, komme dabei eine wichtige Rolle zu. Doch sie müsse einen erheblichen Wandel durchlaufen, habe sie doch in der letzten Zeit „kläglich versagt“ (55) und versäumt, einen politischen Überbau für einen neuen Feminismus zu liefern. Dabei gehe es um einen Kampf gegen ein patriarchales System, eine männlich geprägte Gesellschaft, in der die am erfolgreichsten sind, die „Durchsetzungsvermögen, Aggressivität und Machtstreben“ (58) ein- und umsetzen. Der neue „Feminismus für Alle“ (59) erfordere mehr Solidarität der Frauen untereinander, schreiben Oerder und die SPD-Politikerin Wettig-Danielmeier – Letztere erläutert im ersten Teil des Bandes das Auf und Ab in der Geschichte der Frauenbewegung der letzten 200 Jahre. Die Ziele des alten und neuen Feminismus seien identisch: „Eine diskriminierungsfreie Gesellschaft, in der nicht das Geschlecht über den Lebensweg von Menschen entscheidend ist“ (66). Abschließend fordern die Autorinnen dazu auf, Gleichstellung endlich zu realisieren. Als Dreh- und Angelpunkt für eine Umgestaltung der Gesellschaft betrachten sie die Erwerbsarbeit, denn sie mache Frauen selbstständig und ermögliche eine Partizipation an der Gesellschaft. So fordern sie nicht nur Mindestlöhne oder die Abschaffung von Minijobs, sondern auch familiengerechte Arbeitszeiten. Gemeinsam rufen sie die Akteurinnen der neuen politischen Frauenbewegung auf, sich zu vernetzen und zu organisieren.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.36 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Inge Wettig-Danielmeier / Katharina Oerder: Feminismus - und morgen? Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34040-feminismus---und-morgen_40797, veröffentlicht am 09.02.2012. Buch-Nr.: 40797 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken