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Julian König / Johannes Thema (Hrsg.)

Nachhaltigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Theoretische Konzepte, strukturelle Herausforderungen und praktische Umsetzung

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 241 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-531-18087-8
An Studien, die belegen, dass die Entwicklungspolitik bisher weitgehend versagt hat, herrscht kein Mangel und in Zeiten von Wirtschaftskrisen gerät die Frage, wie Armut und wirtschaftliche Ungleichheit zu beiseitigen wären, in den Hintergrund. Dabei komme „dieser Thematik jedoch gerade jetzt höchste Relevanz zu“ (12), schreiben die Herausgeber, denn in einer von globalen Interdependenzen geprägten Welt lasse sich die soziale und ökonomische Situation im Süden nicht losgelöst von der des Nordens betrachten. Von diesem Standpunkt ausgehend untersuchen die Autoren das Konzept der nachhaltigen Entwicklung aus theoretischer und empirischer Sicht. Das Leitbild der Nachhaltigkeit sei zwar auf der Agenda der Entwicklungszusammenarbeit angekommen, erörtern Jan Per Bethge, Nora Steurer und Marcus Tscherner in ihrem einführenden Beitrag über die Entstehung und entwicklungspolitische Bedeutung des Begriffs, doch bleibe die Praxis „hinter den von der Nachhaltigkeitsdebatte geweckten Erwartungen zurück“ (38). Dennoch sehen die Autoren die Grundlage für eine effektive Umsetzung gegeben – trotz aller Herausforderungen. Diese werden in den nachfolgenden Beiträgen exemplarisch beschrieben. Als das dringendste Problem für die internationale Entwicklungszusammenarbeit nennt Steffen Bauer die Begrenzung des die Menschheit bedrohenden Klimawandels. Auch in dieser Frage sei das Problembewusstsein zwar gestiegen, aber die Entschlossenheit für wegweisende Schritte einer verantwortungsvollen und entwicklungsorientierten Klimapolitik sei nicht in Sicht. Kunibert Raffer widmet sich der Verschuldungsproblematik und wirft öffentlich-rechtlichen Gläubigern wie der Weltbank und anderen internationalen Finanzinstitutionen vor, ein System der globalen Ungleichbehandlung etabliert zu haben, indem sie von den Nehmerländern Kriterien der Good Governance einfordern, selbst aber ihre eigenen Statuten missachten. „Kritischere Menschen als ich“, so Raffer, „mögen durch die Fakten sogar dazu verleitet werden von globaler Apartheid zu sprechen“ (139). Ein Dauerthema der Entwicklungspolitik ist die Frage der Kohärenz, mit der sich Johannes Thema befasst und damit zum letzten Abschnitt mit Beiträgen über die praktische Umsetzung von Nachhaltigkeit überleitet. Der Band ist aus einer Ringvorlesung an der Universität Köln hervorgegangen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.44 | 4.43 | 4.45 | 4.22 | 2.67 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Julian König / Johannes Thema (Hrsg.): Nachhaltigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34018-nachhaltigkeit-in-der-entwicklungszusammenarbeit_40773, veröffentlicht am 15.12.2011. Buch-Nr.: 40773 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken