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Sir Peter Ustinov Institut (Hrsg.)

"Rasse" – eine soziale und politische Konstruktion. Strukturen und Phänomene des Vorurteils Rassismus

Wien: Wilhelm Braumüller 2010 (Studienreihe Konfliktforschung 25); VII, 174 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-7003-1757-9
Der Nachweis, dass soziale Ungleichheit nicht biologisch erklärt werden kann, ist schon lange erbracht. Trotzdem ist Rassismus ein nach wie vor gewichtiges gesellschaftliches Phänomen. „Rassen“ werden dabei nicht nur biologisch begründet, sondern oftmals sozial und politisch konstruiert. Genau hier setzt der Sammelband an, mit dem die vielen verschiedenen Facetten von Rassismus aufgezeigt werden. Damit wird gleichzeitig ein präventiver Beitrag geleistet. Zunächst wird die Entstehungsgeschichte dieses Phänomens nachvollzogen. Christian Geulen beschreibt die Entstehung und Begründung der vermeintlich natürlichen Ordnung im rassistischen Weltbild. Er präsentiert einen informativen, gelungenen Aufsatz, in dem er die 500jährige Geschichte des Rassismus rekonstruiert und herausstellt, dass Rassismus immer schon ohne biologische „Rassen“ auskam. Auch in den anderen Artikeln spiegelt sich diese Erkenntnis wider. Aufgrund der jüngsten Debatte soll hier noch auf den Beitrag von Yasemin Shooman verwiesen werden. Sie stellt das Konzept des Neorassismus vor, das aufgrund der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz seit ca. zwanzig Jahren vermehrt Beachtung in der Forschung findet. Neorassistische Vertreter kreieren die Hypostase einer rigiden Kultur, die durch Angehörige fremder Kulturen bedroht werde. Damit kommt der Neorassismus ohne eine biologische Begründung von „Rassen“ aus, kann aber trotzdem bestimmten Gruppen negative Werturteile (im Sinne einer Bedrohung der eigenen Kultur) zuschreiben. Shooman sieht im antimuslimischen Rassismus eine Form des Neorassismus und untersucht u. a. Einstellungen von Bürgern und Äußerungen von Politikern daraufhin. Ihr gelingt der Nachweis eines subtilen und eben nicht nur am rechten Rand auffindbaren Rassismus, der durch sprachliche, soziale und politische Stigmata deutlich wird. Die vermeintlich harmlosen, aber im Kern eben doch rassistischen Denk- und Handlungsweisen werden auch in den Artikeln von Michaela Haibl, Gudrun Harrer, Georg Spitaler und Barbara Liegl aufgezeigt. Der Anspruch des Sir Peter Ustinov-Instituts ist es, „mit dieser Publikation dazu beizutragen, dass rassistische Entwicklungen die notwendige Aufmerksamkeit bekommen und diese als das erkannt werden, was sie sind: eine soziale und politische Konstruktion, die Menschen auf- und abwertet, ohne wissenschaftlich nachvollziehbare Begründung!“. Ohne Frage wird das Institut diesem Anspruch gerecht.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 2.67 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Sir Peter Ustinov Institut (Hrsg.): "Rasse" – eine soziale und politische Konstruktion. Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33974-rasse--eine-soziale-und-politische-konstruktion_40717, veröffentlicht am 28.07.2011. Buch-Nr.: 40717 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken