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Martin H. W. Möllers / Robert Chr. van Ooyen

Migration, Integration und europäische Grenzpolitik

Frankfurt a. M.: Verlag für Polizeiwissenschaft, Prof. Dr. Clemens Lorei 2011 (Jahrbuch Öffentliche Sicherheit – Sonderband 5); 402 S.; EUR 29,80 €; ISBN 978-3-86676-144-5
Ob der Begriff des Migrationshintergrunds tatsächlich der Integration dient oder eher polarisiert, scheint fraglich zu sein, wie Möllers, Professor für Gesellschaftswissenschaften in Lübeck, ausführt. Der Begriff impliziere die Gefahr, dass sich der Blick auf Menschen mit Migrationshintergrund allzu sehr auf die Migration konzentriert und allgemeine Merkmale wie beispielsweise Familienbeziehungen oder Erziehungsstile in den Hintergrund treten. Wie problematisch die Verwendung von Begriffen wie Migrant und Integration ist – knüpfen sie doch auch an „freiheitsgefährdende Konzepte von Gemeinschaft statt offener Gesellschaft“ (34) an – wird im ersten Teil des Bandes verdeutlicht; er beginnt mit Einführungen zu Begriff und Formen der Migration. Deren Steuerung wird im zweiten Abschnitt thematisiert. Dabei steht die europäische Ebene im Vordergrund: Die Folgen der „selektiven Grenzöffnung“ (111) im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik werden ebenso angesprochen wie die demokratisch-rechtsstaatliche Kontrolle der Kompetenzen der Grenzschutzagentur FRONTEX. Um das Spannungsverhältnis zwischen Integration und Ausgrenzung geht es in Part drei: Herausgearbeitet werden deutsche Besonderheiten, auch im Vergleich mit den USA. In Deutschland sei religiöser Pluralismus – anders als in Amerika – nur eingeschränkt vorhanden, schreibt Evelyne Boho. Insgesamt habe sich die Situation der Immigranten in Deutschland seit dem 11. September 2001 erschwert, das gelte vor allem für Muslime. Schließlich werden im vierten Teil Aspekte der besonderen Rolle der Polizei in der Zuwanderungsgesellschaft beleuchtet: vom Problem der Wahrnehmung der Migranten als Kriminelle über ihre bisherige Integration in den Polizeidienst bis zur Frage des Kopftuchs für Polizistinnen. Alles in allem enthält der Band eine Fülle an unterschiedlichen Aspekten zur Integrationspolitik, sodass er zur aktuellen Diskussion dieses Themenbereichs beiträgt. – „Es kommt vor allem darauf an, die Polarisierung zwischen Deutschen und Migranten zu entschärfen, welche die ‚Bild‘-Sarrazin-Offensive hervorgerufen hat“ (22), so die Absicht. Diese wird jedenfalls erfüllt.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 1.3 | 4.42 | 2.263 | 2.343 | 2.35 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Martin H. W. Möllers / Robert Chr. van Ooyen: Migration, Integration und europäische Grenzpolitik Frankfurt a. M.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33969-migration-integration-und-europaeische-grenzpolitik_40712, veröffentlicht am 27.01.2012. Buch-Nr.: 40712 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken