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Sarah Elsuni

Geschlechtsbezogene Gewalt und Menschenrechte. Eine geschlechtertheoretische Untersuchung der Konzepte Geschlecht, Gleichheit und Diskriminierung im Menschenrechtssystem der Vereinten Nationen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Schriften zur Gleichstellung der Frau 33); 344 S.; 74,- €; ISBN 978-3-8329-3790-4
Rechtswiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachterin: U. Sacksofsky, Gutachter: R. Hofmann. – In ihrer juristischen Auseinandersetzung mit Diskriminierungs- und Gewaltformen widmet sich Elsuni der völkerrechtlichen Auslegung bestimmter Menschenrechtsbegriffe in internationalen Verträgen durch die Vertragsorgane der Vereinten Nationen. Im Mittelpunkt steht die Beantwortung der Frage, ob „der menschenrechtliche Schutz […] ausgeweitet werden kann, indem ein erweitertes Verständnis von Gleichheit und Diskriminierung sowie von Geschlecht in die Interpretation der Normen aufgenommen“ (259) wird. Am Beispiel geschlechtsbezogener Gewalt will Elsuni aufzeigen, dass die Exklusion verschiedener sexueller und geschlechtlicher Identitäten und Lebensweisen (wie etwa prä- und postoperative, aber auch nicht operierte transsexuelle Menschen oder intersexuelle Menschen) in der Interpretation internationaler Vertragswerke durch die jeweiligen Organe der Vereinten Nationen bislang eine Verletzung des Menschenrechtsschutzes darstellt. Dafür definiert sie zunächst Menschenrechte aus geschlechtertheoretischer und -politischer Perspektive und geht auf die Konzepte Gleichheit und Diskriminierung aus praxispolitischer wie feministisch-theoretischer Sicht ein. Als Folie für ihren Untersuchungsrahmen dienen ihr neben grundlegenden Frauenrechtsdokumenten (etwa CEDAW) auch allgemeine Menschenrechtsverträge und -dokumente der Vereinten Nationen (z. B. der Internationale Pakt über die bürgerlichen und politischen Rechte). Interessant ist hierbei, dass sich Elsuni nicht allein auf staatliche Übergriffe bezieht, sondern bewusst über die öffentliche Sphäre hinaus nichtstaatliche Verletzungen von Menschenrechten (etwa häusliche Gewalt oder Gewalt gegen homosexuelle Menschen) aufgreift. Die Ergebnisse ihrer sorgfältigen wie nüchternen Analyse lassen den optimistischen Schluss zu, dass es – sofern politisch gewollt – mit den bestehenden Vertragsdokumenten durchaus ein bestehendes Instrumentarium gibt, um geschlechtsbezogener Gewalt weit umfassender als bislang international zu begegnen.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 4.3 | 4.42 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Sarah Elsuni: Geschlechtsbezogene Gewalt und Menschenrechte. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33933-geschlechtsbezogene-gewalt-und-menschenrechte_40670, veröffentlicht am 22.09.2011. Buch-Nr.: 40670 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken