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Jutta Ditfurth

Krieg, Atom, Armut. Was sie reden, was sie tun: Die Grünen

Hamburg: Rotbuch Verlag 2011; 288 S.; 3. Aufl.; 14,95 €; ISBN 978-3-86789-125-7
„Die Grünen sind ein Motor des Neokonservativen Rollbacks.“ (255) Jutta Ditfurth, ehemalige Mitbegründerin und Sprecherin der Partei, behauptet, dass diese die Ausbeutung von Mensch und Natur verstärkt hat. Argumentativ überzeugend vertritt sie die gewagte These in dieser gnadenlosen Abrechnung allerdings nicht. An drei Eckpfeilern, dem Jugoslawien-Krieg, dem nicht sofortigen Atomenergieausstieg und der Agenda 2010, versucht sie aufzuzeigen, wie die Grünen ihre Ideale verraten haben und welche Doppelmoral sie an den Tag legen. So steht für Ditfurth fest, dass die Agenda 2010 den Sozialstaat zerschlagen hat und dass die Grünen Kriege mit Menschenrechtsausreden führen. Zwar trifft sie mit ihrer Kritik durchaus wunde Punkte in der Parteihistorie, doch sie selbst scheint die demokratischen Spielregeln nicht so ganz verinnerlicht zu haben – dass Regierungsfähigkeit und -verantwortung gleichbedeutend sind mit Deliberation, Konsensfähigkeit und vor allem Kompromissfähigkeit, ist für sie kein Argument. Die Regierungsbeteiligung der Grünen wird vor allem mit Häme, Spott und zum Teil auch Verachtung bedacht, ihre einseitigen Behauptungen trägt sie sprachlich scharf formuliert und in einem polemischen Ton vor. Von ihren eigenen Teilnahmen an Anti-AKW-Demonstrationen in den 80er-Jahren berichtet sie dagegen im anekdotischen Stil, dabei schwingt immer ein Hauch von Stolz und Wehmut mit. Doch lassen solche Anekdoten und das Buch in seiner Gesamtheit jegliche Form von Reflexivität und Selbstzweifeln vermissen. Im Gegenteil: Es wird durch den dogmatischen Unterton vermittelt, dass es nur einen richtigen Weg gibt – den der Autorin. Sie sieht jede Abweichung von der reinen Lehre als Verrat an der Sache. Ihr Buch ist damit reine Anprangerungsliteratur, geschrieben für eine Klientel an der linken Peripherie.
Mario-Gino Harms (MGH)
Dipl.Pol., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Mario-Gino Harms, Rezension zu: Jutta Ditfurth: Krieg, Atom, Armut. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33922-krieg-atom-armut_40652, veröffentlicht am 14.07.2011. Buch-Nr.: 40652 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken