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Emanuel Richter

Was ist politische Kompetenz? Politiker und engagierte Bürger in der Demokratie

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2011; 284 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-593-39423-7
Richter begibt sich auf die Spurensuche nach einer Eigenschaft, die weder leicht zu finden noch gar zu beschreiben ist: die politische Kompetenz. Gerade ihr vermeintliches Fehlen sorge dafür, dass sich immer mehr Menschen von der Politik bzw. den Politikern und Parteien abwenden. Richters Ziel ist es, „die gegenwärtige Überfrachtung der Politik mit antiquierten Vorstellungen von personalisierter Führung und politischer Professionalität zu enttarnen“ (15) und auf die Notwendigkeit einer doppelten Demokratisierung des Verständnisses von politischer Kompetenz hinzuweisen. Berufspolitiker sollten nicht nur in einem neuen Licht gesehen werden, sondern die Bürger sollten sich auch selbst mit größerem Selbstbewusstsein in den politischen Prozess einbringen. Nur so sei es möglich, politische Kompetenz „bürgerzentrierter zu verankern“ (17). Richter zeichnet – beginnend mit Machiavelli – den bis heute vorhandenen Fetisch nach, der sich am Ideal der Fürstenherrschaft orientiert: den der Fokussierung auf starke politische Führungspersonen. Er geht dabei u. a. auf die Funktionen und Entwicklungen von politischen Führungsfiguren in Zeiten von Professionalisierung und Mediatisierung ein und zeigt auf, wie historisch gewachsene Vorstellungen eines idealen Politikers auch heute noch existent sind. Im letzten Teil seines Buches plädiert er dafür, die Grenzen zwischen politischen Laien und Profis aufzuheben und so die viel beschworene politische Gleichheit stärker zu verwirklichen. Die existierenden unterschiedlichen Formen von Bürgerbeteiligung ebenso wie das Internet bieten hierfür genügend Ansatzpunkte, so der Autor. Letztlich könne die scheinbar zunehmende Entfremdung von politischen Profis und Laien nur gebremst werden, wenn beide Seiten stärker miteinander verzahnt seien. Nur dann stelle sich ein politischer beziehungsweise „demokratische[r] Lerneffekt“ (249) ein. Sein demokratisches Plädoyer lautet: „Alle Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinschaft […] müssen diese Kompetenz zur Aktivierung ihres Status als reflektierte demokratische Akteure besitzen.“ (251)
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 2.24 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Emanuel Richter: Was ist politische Kompetenz? Frankfurt a. M./New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33908-was-ist-politische-kompetenz_40633, veröffentlicht am 27.10.2011. Buch-Nr.: 40633 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken