Welches Bild haben Jugendliche der Nachwende-Generation von der DDR? Der Autor fragt nach den Faktoren, die die Wahrnehmung der deutsch-deutschen Vergangenheit beeinflussen. Den Hintergrund seiner Studie bietet das Phänomen der Ostalgie, das durch die Filme „Sonnenallee“ und „Good Bye Lenin“ ausgelöst wurde. Diese Filme haben nach Auffassung des Autors den Alltag in der DDR verklärt und einen regelrechten DDR-Hype erzeugt, der sich erst mit dem die subtilen Methoden der Staatssicherheit thematisierenden Film „Das Leben der Anderen“ wieder beruhigte. Bernstiel wertet zunächst die Ergebnisse von anderweitig durchgeführten Schülerbefragungen aus. Danach verfügen die interviewten Schüler über wenig fundiertes historisches Wissen über die DDR. Die Befragten hoben die (vermeintlichen) sozialen Errungenschaften – wie die größere Gleichberechtigung, den stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt und die größere Fürsorge des Staates – hervor und beurteilten die DDR lediglich in Bezug auf den geringeren materiellen Wohlstand und die Einschränkungen der Reisefreiheit negativ. Der Autor führt die Ostalgie-Welle auf dieses mangelnde Wissen zurück. Bernstiel hat außerdem eine eigene Evaluation, eine Mischung aus Experteninterviews und Medienbeobachtung, durchgeführt. Darin kommt er zu dem Ergebnis, dass für die Jugendlichen Schulwissen weitaus weniger relevant sei als die Einschätzung der Eltern. Darüber hinaus werde ihr Geschichtsbild vor allem von den Medien geprägt. Bernstiel kritisiert, dass diese im Unterschied zu der reflektierten Nachbereitung des Nationalsozialismus im Falle der DDR oft harmlose Alltagsthemen behandelten und damit das Bild der DDR weiter verklärten. Er verweist auch auf die Relevanz psychosozialer Faktoren. So würden insbesondere in der DDR ausgebildete Lehrer die Geschichte der DDR gefärbt von ihren eigenen Erinnerungen an den SED-Staat vermitteln.