Geschichtswiss. Magisterarbeit Leipzig. – Umfragen zufolge sprachen sich 1997 noch etwa 60 bis 70 Prozent der schwedischen Bevölkerung für die Fortführung einer auf Neutralität bedachten Außenpolitik aus. Diese tiefe Verankerung der Neutralität im schwedischen Selbstbild lasse sich, so Notzke, vor allem auf die Vorstellung zurückführen, dass die Neutralität über eine lange Tradition im Land verfügt. Die Neutralität sei gar zu einer „‚heiligen Kuh’, einer sicherheitspolitischen Überdoktrin“ (9) der Schweden geworden, welche lange Zeit weder ernsthaft infrage noch kritisch diskutiert worden sei. Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem EU-Beitritt habe sich ein Wandel vollzogen, seitdem sei die Neutralität in Regierungskreisen als weit weniger unumstößlich angesehen worden als offiziell betont. Vor dem Hintergrund des zu Beginn der 90er-Jahre einsetzenden Revisionismus beschreibt Notzke die schwedische Neutralitätspolitik nun im Spiegel der Historiografie. Er zeigt, wie die schwedische Geschichtsschreibung die Neutralität des Landes darstellt, bewertet die Veränderungen im Laufe der Zeit und den Widerhall der Neutralitätsdebatte der beginnenden 90er-Jahre in Schwedens Geschichtswissenschaft. Dabei konzentriert er sich auf folgende drei Aspekte: die Tradition der schwedischen Neutralität, das neutralitätspolitische Agieren Schwedens während des Zweiten und des Kalten Krieges. Ein eindeutiges Geburtsdatum für die Neutralitätspolitik lässt sich seiner Ansicht nach nicht identifizieren. Der Erfolg der Neutralität im Ersten und Zweiten Weltkrieg habe dazugeführt, dass diese in Schweden zu einem Teil der nationalen Identität geworden sei. Insgesamt habe sie sich als eine friedensbewahrende Balancepolitik erwiesen. Frieden sei von der schwedischen Historiografie mit Neutralität gleichgesetzt worden.