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Ronald Dworkin

Was ist Gleichheit? Aus dem Amerikanischen von Christoph Schmidt-Petri

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2011 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1886); 288 S.; 11,- €; ISBN 978-3-518-29486-4
In der politischen Auseinandersetzung über Konzeptionen von Gerechtigkeit wird vielfach ein Konflikt zwischen den Prinzipien Gleichheit und Freiheit unterstellt. Wer zu viel Gleichheit verlange – so die Behauptung – müsse Einschränkungen von Freiheit akzeptieren. Der amerikanische Rechtsphilosoph Dworkin entwirft in diesen Aufsätzen – Teil seiner 2000 in den USA erschienenen Essaysammlung „Sovereign Virtue" – eine Version des Egalitarismus, die diesen Gegensatz unterläuft. Seine zentrale Behauptung lautet: „Wenn wir akzeptieren, dass Ressourcengleichheit die beste Konzeption von Verteilungsgleichheit ist, wird Freiheit zu einem Aspekt von Gleichheit" (159). Zur Begründung dieser These setzt sich Dworkin zunächst mit zwei Varianten des Egalitarismus auseinander – auf der einen Seite mit Positionen, die die Gleichheit am individuellen Wohlergehen (welfare) messen, auf der anderen Seite mit solchen, die eine Gleichheit der Ressourcenausstattung verlangen. Welfaristische Konzeptionen sind jedoch dem Einwand ausgesetzt, dass sie – bei der Bewertung unterschiedlicher Präferenzen – stets auf Annahmen einer fairen Verteilung zurückgreifen müssen, die nicht aus dem Modell selbst hervorgehen. Anschließend entwickelt Dworkin – vielfach in Abgrenzung zu Rawls – seine Version eines Ressourcenegalitarismus, der wesentlich auf der Unterscheidung zwischen einer Person (ihren Merkmalen, Präferenzen, Überzeugungen) und den Umständen der Person (Ressourcen, Fähigkeiten) beruht. Im Rahmen dieser Konzeption können Freiheit und Gleichheit nicht in Widerspruch zueinander geraten, „weil Gleichheit noch nicht einmal definiert werden kann, ohne Freiheit vorauszusetzen“ (246). Im abschließenden Essay argumentiert der Autor – mit Blick auf das Verhältnis von politischer Gleichheit und Macht – für eine Begründung von Demokratie, die Unterschiede an Einfluss oder Einwirkung nicht als Verteilungsfrage ansieht. Denn Politik in einer wirklich egalitären Gemeinschaft sei „eine Sache von Verantwortung und nicht eine weitere Art von Wohlstand“ (285).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Ronald Dworkin: Was ist Gleichheit? Frankfurt a. M.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33837-was-ist-gleichheit_40546, veröffentlicht am 20.10.2011. Buch-Nr.: 40546 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken