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Andrea Röpke / Andreas Speit

Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene

Berlin: Ch. Links Verlag 2011; 237 S.; brosch., 16,90 €; ISBN 978-3-86153-615-4
Lange Zeit galt die extreme Rechte als eine ausgesprochene Domäne von Männern, Frauen waren dort deutlich unterrepräsentiert. Seit einigen Jahren, so beobachten Experten, sind zunehmend auch Frauen und Mädchen in der Szene aktiv und dies nicht nur als Anhängsel von Ehemännern oder Beziehungspartnern. Die Journalisten Andrea Röpke und Andreas Speit recherchieren seit Jahren zu den Aktivitäten extrem rechter Parteien und Gruppierungen und gelten als intime Kenner einer Szene, die, von Akten der Selbstinszenierung abgesehen, eher die Öffentlichkeit meidet. Ihr „Hauptaugenmerk“ richten die Autoren nun auf das „weibliche Führungspersonal von Neonazipartei und ‚Freien Kräften’“ (20). Entsprechend werden NPD-Parteigliederungen wie der Ring Nationaler Frauen (RNF) genauso in den Blick genommen wie beispielsweise die konspirativ agierende „Frauenkameradschaft“ Gemeinschaft Deutscher Frauen (GDF), in der sich Frauen für die erhoffte völkische Renaissance bereithalten. Unterschiedliche Gruppen und Strukturen, von städtischen Kameradschaften, autonomen Nationalisten über rechte Jugendbünde bis hin zu Netzwerken auf dem Lande siedelnder Neonazis, werden in der Darstellung behandelt. Dabei überrascht deren vielfältige Vernetzung und Verzahnung mit der NPD. Es gelingt den Autoren, ein facettenreiches, an manchen Stellen vielleicht zu detailliertes Bild zu zeichnen: Es geht um weibliches Agieren in einer rechtsextremen Alltagswelt sowie um Praktiken und Strategien kultureller und politischer Subversion durch Frauen und Mädchen. Frauen übernehmen in der rechten Szene eine Vielzahl von Aufgaben und Funktionen, dabei treten sie zunehmend selbstbewusst auf und scheinen sich der traditionell zugewiesenen Geschlechterrolle zumindest tendenziell zu entziehen. Die Ergebnisse dieses Sachbuches sollten auch von der politikwissenschaftlichen Fachdiskussion zur Kenntnis genommen werden. Leider verzichten die Autoren auf Anmerkungen und Quellennachweise, der Band ist aber durch ein Personenregister erschlossen. Auch das Literaturverzeichnis erweist sich als nützlich.
Christoph Kopke (CKO)
Dr. phil., Dipl.-Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelsohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 2.37 Empfohlene Zitierweise: Christoph Kopke, Rezension zu: Andrea Röpke / Andreas Speit: Mädelsache! Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33767-maedelsache_40449, veröffentlicht am 22.09.2011. Buch-Nr.: 40449 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken