Karl Marx hat unverändert Konjunktur. Nach Ansicht von Reheis hängt dies weniger mit den kurzfristigen (Krisen‑)Zuständen zusammen, sondernmit einem „systembezogenen Unbehagen“ mit unseren ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Grundlagen. „Im Klartext: Früher hieß es: ‚Streng dich an, dann geht es dir gut!’ Heute hört man: ‚Wenn du nicht spurst, fällst du heraus!’“ (10). Bereits dieser Wandel müsse für die heute Lebenden Anreiz sein, die elementaren Grundlagen unseres Wirtschaftens zu hinterfragen. Karl Marx und sein alternativer Gesellschaftsentwurf bieten sich hierfür an. Die Erläuterungen der zentralen Marx’schen Kategorien nehmen den Großteil der Schrift ein und erfüllen den vom Autor selbst formulierten Anspruch, eine Einführung in das Denken von Karl Marx zu geben. Die Ausführungen sind gut strukturiert, überzeugen durch das Fehlen marxistischer Zänkereien und bieten einen anspruchsvollen, aber verständlichen Einstieg für den anschließenden Sprung zur Primärquelle. Angereichert werden diese Ausführungen durch instruktive Bezüge zu aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen, wie der Globalisierung, der Multitude von Hardt/Negri, der Totalität des Kapitalismus und dem Stellenwert der Zeit. In Letzterem sieht der Autor den entscheidenden Anknüpfungspunkt zur Überwindung der verheerenden Wirkungen des weltumspannenden Kapitalismus. „Die Ökologie der Zeit könnte eine fruchtbare Weiterentwicklung der Marx’schen Theorie in Richtung auf eine zeitgemäße Kritik der kapitalistischen Reproduktion sein.“ (183) Dies verweist abschließend auf die vom Autor in mehreren Schriften beschriebenen Gegenstände der Entschleunigung unserer Lebenswelt und der Kreativität der Langsamkeit, die notwendige Auswege vom Turbokapitalismus darstellten.