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Margret Krannich / Susanne Rauscher / Mechthild Veil (Hrsg.)

Das gefühlte und das proklamierte Europa. Impulse und Barrieren der europäischen Genderpolitik. Jahrbuch der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen 2010

Essen: Klartext 2011 (Schriftenreihe der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen 24); 163 S.; brosch., 14,95 €; ISBN 978-3-8375-0498-9
„Die über 50-jährige europäische Integration ist eine Erfolgsgeschichte für die europäischen Frauen“ (30), so die Meinung der Herausgeberinnen. Es sei gelungen, in Artikel 8 des Lissabonner Vertrages die Bestimmung zu verankern, dass die Union mit all ihren Tätigkeiten darauf hinwirkt, „Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu fördern“. Mittlerweile habe die EU tatsächlich alle Politikbereiche in ihre Gleichberechtigungsstrategie einbezogen. Dass aber noch längst keine Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist, kann in diesem Band nachgelesen werden – er geht auf eine Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen im Januar 2010 in Frankfurt am Main zurück. Das gilt auch für die Besetzung von Führungspositionen in der EU, wie in dem Beitrag zum Thema Frauen und Europaparlamentswahlen 2009 gezeigt wird. Zwar beträgt der Anteil der weiblichen Abgeordneten im Europäischen Parlament seit der letzten Wahl 35 Prozent, doch trifft das längst nicht auf alle Länder zu. Schlusslicht bildet Malta, der Inselstaat entsendet nur Männer nach Straßburg und bei der Tschechischen Republik liegt der Anteil der Frauen lediglich bei 18 Prozent. Zunehmend offenbare sich eine Diskrepanz zwischen einer EU-Gleichstellungspolitik, wie sie etwa in den Richtlinien ihren Ausdruck finde, und der teilweise widerständigen Umsetzung in den Mitgliedstaaten, so die Ausgangsthese des Bandes: „Das gefühlte und das proklamierte Europa driften in der Wahrnehmung vieler Menschen [...] auseinander. [...] Es scheint, als fehlten Europa Stimmen, Gesichter und eine Programmatik, um für emanzipatorische Prozesse zu mobilisieren.“ (7) Im ersten Teil des Sammelbandes wird die Historie der EU-Gleichstellungspolitik skizziert und ein Blick auf die aktuelle EU-Genderpolitik geworfen. Porträts von drei Europäerinnen stehen im Mittelpunkt des zweiten Abschnitts, etwa das der Präsidentin des ersten direkt gewählten Europäischen Parlaments Simone Veil. In einem weiteren Teil geht es um die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Geschlechterpolitik der Europäischen Union: Es bestehe, schreibt Friederike Maier, die Gefahr einer Herabstufung von Gleichstellungsmaßnahmen beziehungsweise einer Mittelkürzung für diesen Bereich, denn bekanntlich gebe es einen Zusammenhang zwischen der „ökonomischen Stärke eines Landes und der realisierten Geschlechtergerechtigkeit“ (88). Wie sich das katholisch konservativ geprägte Irland von Anbeginn an der Gleichstellungspolitik entzog, ist im Abschlusspart nachzulesen.
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Rubrizierung: 3.5 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: , Rezension zu: Margret Krannich / Susanne Rauscher / Mechthild Veil (Hrsg.): Das gefühlte und das proklamierte Europa. Essen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33758-das-gefuehlte-und-das-proklamierte-europa_40436, veröffentlicht am 03.11.2011. Buch-Nr.: 40436 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken