Ein Klassentreffen unter Enddreißigern kurz vor der Bundestagswahl 2009: Die in ihrer Jugendzeit fraglos mehrheitlich politisch links, d. h. irgendwo zwischen DKP, SPD und Grünen orientierte Generation des früheren Spiegel-Online-Redakteurs Ruf ist inzwischen enttäuscht, desillusioniert und aller Parteien gleichermaßen überdrüssig. Da er trotzdem noch immer der diffusen Überzeugung anhängt, dass zukunftsweisende Politik vorrangig in linken Milieus entsteht, bereist der Autor in den folgenden anderthalb Jahren die Bundesrepublik, um durch Gespräche an der Basis von SPD, Grünen und Linken Kooperationspotenziale auszuloten, die 2013 in eine Alternative zur schwarz-gelben Bundesregierung münden könnten. Anknüpfungspunkte zwischen den drei Parteien konstatiert Ruf erwartungsgemäß in puncto Atomausstieg, innere Sicherheit und soziale Umverteilung, Differenzen vor allem in der Außenpolitik. Seine Hoffnung auf einen „echten Politikwechsel“ (239) setzt er in die politisch aktive Altersgruppe der heute um die 40-Jährigen, die pragmatisch und unideologisch über Parteigrenzen hinweg in rot-rot-grünen Kommunikationsforen versuchen, Soziales und Ökologie zusammenzudenken, statt sich gegenseitig die Eignung und den Willen zur Regierungszusammenarbeit abzusprechen. Das kurzweilige Buch gefällt durch seinen Aktualitätsbezug und den gleichzeitig wohlwollenden wie ironisch-kritischen Blick auf die Porträtierten. Aufgrund der einseitigen Perspektive, die eine vorurteilsfreie Betrachtung bürgerlicher Milieus verweigert, der allzu oberflächlichen und in dieser Form hinlänglich bekannten Analyse sowie der journalistischen Schreibweise ist es für ein politikwissenschaftliches Fachpublikum jedoch wenig relevant.