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Hans Rattinger / Sigrid Roßteuscher / Rüdiger Schmitt-Beck / Bernhard Weßels / u. a. (Hrsg.)

Zwischen Langeweile und Extremen: Die Bundestagswahl 2009

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Wahlen in Deutschland 1); 300 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8329-5889-3
Obschon die Wahlforschung in Deutschland seit langem etabliert ist und internationale Anerkennung genießt, gibt es bisher noch keine regelmäßig durchgeführte nationale Wahlstudie, die etwa vergleichbar wäre mit der seit den 50er-Jahren durchgeführten American National Election Study. Da bei jeder Bundestagswahl zunächst Finanzierungen für entsprechende Studien gesucht werden mussten, konnten Fragen konzeptioneller oder erhebungstechnischer Kontinuität keinen Vorrang beanspruchen. Seit der letzten Bundestagswahl ist das jedoch anders. 2008 ist es der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung – einem Zusammenschluss zahlreicher Wahlforscher, zu denen auch die Herausgeber gehören – gelungen, bei der deutschen Forschungsgemeinschaft die Förderung der German Longitudinal Election Study (GLES) für den Zeitraum 2009 bis 2017 zu erhalten. Ein Ziel der GLES ist es, zu jeder Bundestagswahl einen Band vorzulegen, „in denen Ergebnisse der Wahlanalysen für einen breiteren Leserkreis aufbereitet werden“ (13). Der erste Band dieser Reihe behandelt in 20 Beiträgen einerseits Ausgangsbedingungen und Verlauf des Wahlkampfes und andererseits sehr differenziert das Wahlverhalten. Zu den wichtigsten Befunden der Bundestagswahl 2009 zählen die sehr hohe Volatilität (Wechselwähler, Stimmensplitting) und die Verstärkung des sozialstrukturellen Dealignment, also der Abnahme einer über die klassischen soziopolitischen Konfliktlinien vermittelten Parteibindung. Gleichwohl lässt sich aus den Daten nicht ableiten, dass Wahlentscheidungen überwiegend Ausdruck von Beliebigkeit seien. Im Gegenteil: Insgesamt ergibt sich das demokratietheoretisch akzeptable „Bild einer wohl überlegenden und klar zwischen Angeboten differenzierenden Wählerschaft“ (287). Angesichts des Negativrekords bei der Wahlbeteiligung (70,8 Prozent) wäre indes zu wünschen, dass in den kommenden Bänden der GLES die Gruppe der Nichtwähler ausführlich berücksichtigt würde.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.332 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Hans Rattinger / Sigrid Roßteuscher / Rüdiger Schmitt-Beck / Bernhard Weßels / u. a. (Hrsg.): Zwischen Langeweile und Extremen: Die Bundestagswahl 2009 Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33642-zwischen-langeweile-und-extremen-die-bundestagswahl-2009_40292, veröffentlicht am 28.07.2011. Buch-Nr.: 40292 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken