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Norbert Altmann / Fritz Böhle (Hrsg.)

Nach dem "Kurzen Traum" Neue Orientierungen in der Arbeitsforschung

Berlin: edition sigma 2010; 344 S.; 18,90 €; ISBN 978-3-8360-3575-0
1984 veröffentlichte der Münchner Soziologe Burkart Lutz seine gleichermaßen zeitdiagnostische wie fast schon prophetische Untersuchung „Der kurze Traum immerwährender Prosperität“ und prägte damit die weitere Entwicklung der deutschen Arbeits- und Industriesoziologie nachhaltig. Anlässlich seines 85. Geburtstages werden in diesem Band Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern versammelt, die durch die Zusammenarbeit mit bzw. durch das Umfeld von Lutz geprägt wurden. Der Titel des Buches gibt dabei bereits Auskunft über das wesentliche Anliegen: Vor dem Hintergrund einer rückblickend gezogenen Bilanz werden neue gesellschaftliche Herausforderungen und wissenschaftliche Entwicklungen aufgezeigt. Der Sammelband gliedert sich in vier Teile, die an Lutz' wesentlichen Arbeitsschwerpunkten orientiert sind. In dem Teil über die betriebliche Organisation von Arbeit wird das Augenmerk zunächst auf die Vermarktlichungsprozesse von Erwerbsarbeit gerichtet, um sodann die entsprechenden Veränderungen in der Arbeitsorganisation in den Blick zu nehmen. Zwei weitere Beiträge sind dem Zusammenspiel von Struktur und Handlung aufseiten der Arbeitnehmer wie Unternehmen gewidmet. Auf diesen Grundlagen aufbauend, befassen sich die Autoren in den weiteren drei Teilen mit beruflicher Bildung und Bildungspolitik, betrieblicher Beschäftigung und dem Arbeitsmarkt (hier insbesondere mit dem Segmentationsansatz) sowie gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. In seiner thematischen Breite eignet sich der Band einerseits durchaus als (partielle) Einführung in die Themen der Arbeits- und Industriesoziologie, er enthält aber auch spannende Erkenntnisse, welche den Mainstream-Diskurs in Wissenschaft und Politik infrage stellen. So zeigt etwa Norbert Altmann am Beispiel Japans, dass dort keineswegs die umfassende Hegemonie des Konzepts der „lean production“ zu beobachten ist, sondern ebenso ein starkes Engagement der Unternehmen im Bereich der arbeitsplatzbezogenen Bildung und Qualifizierung herrscht. Diesen wie auch die übrigen Beiträge eint somit der Anspruch, „Soziologie als Aufklärung“ (12) zu betreiben und die empirische Analyse immer auch in den Dienst einer gerechteren und zukunftsweisenden Gesellschaft zu stellen.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.2 | 2.262 | 2.342 | 2.343 | 2.61 | 2.68 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Norbert Altmann / Fritz Böhle (Hrsg.): Nach dem "Kurzen Traum" Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33616-nach-dem-kurzen-traum_40246, veröffentlicht am 17.05.2011. Buch-Nr.: 40246 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken