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Patrick Bormann / Thomas Freiberger / Judith Michel (Hrsg.)

Angst in den Internationalen Beziehungen

Göttingen: V&R unipress 2010 (Internationale Beziehungen 7); 319 S.; 46,90 €; ISBN 978-3-89971-631-3
Die Autoren sehen in der Angst auch ein Gefühl, aus dem sich neue Möglichkeiten ergeben können – durch den Erwerb neuen Wissens, die Anpassung von Zielen oder die Neuberwertung von Ereignissen. Sie kritisieren, dass diese positive Einschätzung vielfach infrage gestellt werde. Als ein Beispiel nennen sie die Debatte über den internationalen Terrorismus, dessen Hauptziel die Verbreitung von Angst sei. Peter Waldmann erläutert, dass Terroristen Regierungen beeinflussten, indem sie die Bevölkerung eines Landes gezielt unter Druck setzten. Den internationalen Terrorismus begreift er als eine auf die Erzeugung von Angstgefühlen zielende Kommunikationsstrategie. Zur Illustration der Durchschlagskraft dieser Strategie führt er die rigorosen inländischen Sicherheitsmaßnahmen der US-Regierung nach dem 11. September 2001, den Kampf gegen die Taliban und den Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein an. Nach Auffassung politischer Analysten sei diese Politik als Reaktion der US-Regierung auf die Angst vor einer außenpolitischen Bedrohung zu verstehen. Die Autoren stellen zudem fest, dass die internationalen Beziehungen auch in Friedenszeiten durch Angst geprägt sind. Als Beispiele werden die polnischen Ängste vor einer deutschen Revisionspolitik und die der Verbündeten Deutschlands vor der Wiedervereinigung genannt. Andrew Dodd untersucht das Verhältnis der britischen Premierministerin Margaret Thatcher zur deutschen Wiedervereinigung. Er belegt, wie stark ihr Deutschlandbild von Angst determiniert wurde. Diese speiste sich aus eigenen Erfahrungen während des deutschen Luftkrieges und wurden umrahmt von einem aktuellen Bild, in dem von Deutschland im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft ihrer Ansicht nach eine Gefährdung des „British exceptionalism“ (35) ausging. Dodd arbeitet damit exemplarisch heraus, wie Angstvorstellungen aus einem komplexen Zusammenspiel von Selbst- und Fremdbild entstehen und sich weiter fortentwickeln.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 2.31 | 2.61 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Patrick Bormann / Thomas Freiberger / Judith Michel (Hrsg.): Angst in den Internationalen Beziehungen Göttingen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33609-angst-in-den-internationalen-beziehungen_40238, veröffentlicht am 10.05.2011. Buch-Nr.: 40238 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken