Politikwiss. Diss. Göttingen; Gutachter: W. Reese-Schäfer, P. Niesen. – Weiß’ Ausgangspunkt ist der fortschreitende Bedeutungsverlust von nationalstaatlichen Parlamenten durch Denationalisierung respektive Globalisierung und durch die zunehmende Komplexität gesellschaftlicher Kommunikation. Da Parlamentarismus zwar in modernen Demokratien selbstverständlich anmutet, dies aber keineswegs ist, befasst sich die politische Theorie seit jeher mit der Frage nach seiner Begründung. Weiß konzentriert sich nun auf die Transparenz dieser Institution. Ausgehend von den Schriften Jeremy Benthams zu Parlamentarismus und Panoptikum sieht der Autor ein Parlament durch das Sichtbarmachen seiner Tätigkeit in ebendieser beeinflusst. In Kontrastierung zu Bentham veranschaulicht Weiß weitere Ansätze von Sieyès und Hegel sowie deren Erbe bei Weber, Sorel, Kelsen, Schmitt etc. und legt somit eine gründliche diskursgeschichtliche Darstellung vor. Dadurch kann er überzeugend aufzeigen, dass einige Problemfelder in der Begründung von Parlamentsöffentlichkeit noch immer ungelöst sind. Er wagt sich schließlich an die Ausarbeitung eines eigenen Rechtfertigungsmodells, wobei er auf die Arbeiten von Jürgen Habermas und insbesondere Jon Elster zurückgreift. Von Bedeutung ist Weiß’ Dissertation dort, wo er, auf seiner diskursgeschichtlichen Auswertung basierend, auf den gegenwärtigen neohegelianischen Diskurs in der Parlamentsforschung hinweist: Da diese oft institutionenbezogen, aber von demokratietheoretischen Fragestellungen entkoppelt sei, stehe sie im vordemokratischen Diskurserbe.