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Ursula Stark Urrestarazu

Us and Them. Kultur, Identität und Außenpolitik

Berlin: Lit 2010 (Forschungsberichte Internationale Politik 41); 76 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11000-8
Magisterarb. Frankfurt a. M.; Gutachter: G. Hellmann. – Warum sollten sich Forscher und Forscherinnen der Internationalen Politik mit so abstrakten Kategorien wie Identität und Kultur auseinandersetzen? Diese Frage will die Autorin mit ihrer Arbeit beantworten. Kritiker monieren, dass etwa der Identitätsbegriff in den Sozialwissenschaften so inflationär eingesetzt werde, dass er inzwischen völlig sinnfrei sei. In der Tat spricht auch Stark Urrestarazu von einer „extrem heterogene[n] und forschungspolitisch bestimmte[n] Begriffverwendung“ (65), die dazu führe, dass das Identitätskonzept wenig Erkenntnisgewinn mit sich bringe. Gleichzeitig böten klassische Kategorien wie Kultur und Identität jedoch die Möglichkeit, zu einem „tieferen Verständnis über die disziplinären Erkenntnisentwicklungen bzw. Perspektiven in diesem Bereich zu gelangen.“ (65 f.) Die Autorin zeichnet die Herkunft und Verwendung der beiden Konzepte in den Internationalen Beziehungen und der Außenpolitikforschung nach und typologisiert die verschiedenen theoretischen Zugänge zum Verhältnis von Kultur, Identität und Außenpolitik. Dabei ließen sich Kultur und Identität laut Stark Urrestarazu vor allem im Hinblick auf ihre Situativität und Performativität unterscheiden. Diese konzeptuelle Kontrastierung könne zu einem besseren Verständnis des Zusammenspiels zwischen Struktur und Akteur beitragen. Urrestarazu schlägt zudem eine Unterscheidung zwischen performativen und narrativen Dimensionen von Identität vor, um so die Gleichzeitigkeit von Kontinuität und Wandel besser darstellen zu können: „So ließe sich [...] die vielzitierte deutsche ‚Verantwortung in der Sicherheitspolitik’ in erster Linie als Teil deutscher außenpolitischer Kultur definieren, die sich auf die deutsche außenpolitische Identität in ihrer narrativen Dimension bezieht und [...] als relativ stabil betrachtet werden kann. Die performative Verarbeitung dieser kulturellen Bedeutungskonstellation ist jedoch situationsabhängig und somit nicht notwendigerweise stabil, da sich [...] durchaus mitunter widersprüchliche Handlungsoptionen ergeben können.“ (66)
Christiane J. Fröhlich (CJF)
Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
Rubrizierung: 4.2 Empfohlene Zitierweise: Christiane J. Fröhlich, Rezension zu: Ursula Stark Urrestarazu: Us and Them. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33458-us-and-them_40042, veröffentlicht am 13.04.2011. Buch-Nr.: 40042 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken