„Die in Zeit und Raum noch gewärtige Vergangenheit mit den professionellen Mitteln der Geschichtswissenschaft zu erhellen, ist das Ziel des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam“ (7), schreibt der Direktor des Zentrums und Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Potsdam Sabrow. Und so versammelt dieser Almanach, wie auch die Ausgaben in den Vorjahren (Almanach 2007 siehe Buch-Nr. 36453 und Almanach 2008 Buch-Nr. 37672), eine Auswahl von zeitgeschichtlichen Analysen, die dort im Jahr 2009 im Rahmen von Veranstaltungen vorgestellt wurden oder aus der Arbeit des Zentrums entstanden sind. Mehrere Beiträge sind der Geschichte der DDR gewidmet, etwa der von Jürgen Danyel, in dem er an die Prager Botschaftsflüchtlinge im Palais Lobkowicz erinnert, deren Schicksal in einem Dokumentarfilm unter dem Titel „Abschied von der DDR“ im Tschechischen Fernsehen 2009 gezeigt wurde. Darin werde die Stimmung unter den Wartenden in Erinnerung gerufen: eine „merkwürdige Mischung aus Zuversicht und nicht völlig entkräfteten Zweifeln“ (40). Die Dokumentation der problematischen Situation der DDR-Bürger habe dazu beigetragen, dass sich die Meinung der Tschechen und der Ostdeutschen zum Positiven wendete, denn lange Zeit seien diese Flüchtlinge „nicht gerade die beliebtesten Bürger“ gewesen. Der Film habe aber einen ungeschminkten Blick auf die Menschen geliefert, die durch ihr Handeln „ein ganz großes Rad der Geschichte drehten“ (46). Daneben finden sich auch Beiträge zur Historie der Bundesrepublik, wie etwa die zur Geschichte der Armut oder zu den Jugendkulturen in der Nachkriegszeit, sowie einzelne zur Entwicklung in Osteuropa, beispielsweise zum Gewaltpotenzial der Revolution in Rumänien.