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Wolf Dieter Enkelmann

Beginnen wir mit dem Unmöglichen. Jacques Derrida, Ressourcen und der Ursprung der Ökonomie

Marburg: Metropolis-Verlag 2010 (Reihe Wirtschaftsphilosophie 1); 168 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-89518-840-4
Die „Reihe Wirtschaftsphilosophie“, die mit diesem Band eingeleitet wird, verfolgt das Ziel, „das Potenzial […] philosophische[r] Reflexionen für die ökonomische Praxis“ (6) zu erschließen. Dies gilt selbstverständlich auch für die ökonomische Theorie. Der erste Band widmet sich den Überlegungen Derridas zur „Ökonomie der Gabe“ und dem Ursprung der Ökonomie – und allgemeiner, gemäß der Methode der Dekonstruktion, seiner Frage, ob und warum die Ökonomie überhaupt existiert. Angesichts des jahrelangen Redens von Sachzwängen und den Erfordernissen einer vermeintlich externen Globalisierung ist dies ein willkommener Beitrag zur kritischen Reflexion im Rahmen von Wirtschaftskrise und verschärften sozialen Ungleichheiten. Die Untersuchung geht auf ein Seminar des Verfassers zu Derridas „Falschgeld“ zurück und konzentriert sich dabei vor allem auf seine Überlegungen zur „Ressourceologie“. Dies schadet der Darstellung allerdings nicht, sondern erlaubt dem Autor, im Detail nachzuzeichnen, wie Derrida „systematisch all jene vielfältigen faktischen Existenzbedingungen und Voraussetzungen der betriebs- und volkswirtschaftlichen Ökonomik, die diese als äußerlich vorgegeben abhandelt,“ (143) aufhebt. Eine klare und detaillierte Gliederung des Bandes nimmt auch den mit Derrida nicht vertrauten Leser dabei an der Hand und führt ihn Schritt für Schritt in eine nicht immer leicht nachzuvollziehende philosophische Denkweise ein – regelmäßige Zwischenfazits des Autors erleichtern den Zugang zusätzlich. Dieser schrittweise Aufbau hat indes den Nachteil, dass gewisse zentrale Grundbegriffe – etwa die Frage, was Derrida eigentlich unter „Gabe“ versteht – zuweilen erst verständlich werden, wenn man einen Großteil des Buches gelesen hat. Als Nachschlagewerk in die Philosophie Derridas somit weniger geeignet, lässt sich der Band sowohl als Leitfaden für Seminare wie auch als Diskussionsgrundlage und Anregung für ökonomische und soziologische Forschung sehen, aufgrund der manchmal etwas anspruchsvollen philosophischen Ausdrucksweise allerdings nur begrenzt als Einführung für allgemein Interessierte.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Wolf Dieter Enkelmann: Beginnen wir mit dem Unmöglichen. Marburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33452-beginnen-wir-mit-dem-unmoeglichen_40034, veröffentlicht am 24.03.2011. Buch-Nr.: 40034 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken