Sind wir noch zu retten? Warum Staat, Markt und Gesellschaft auf einen Systemkollaps zusteuern
Schweinsberg stellt mit Blick auf die europäische Geschichte fest, dass es in der zweiten Dekade jedes Jahrhunderts einen Systembruch gegeben hat. Als Beispiele nennt er die Reformation und den Prager Fenstersturz. Er nimmt an, dass das Jahr 2014 zum Schicksalsjahr im Hinblick auf „die Zukunft Europas und Deutschlands Verankerung in der Staatengemeinschaft“ (12) werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt werde abzusehen sein, ob sich die Wirtschaft Griechenlands erholen wird und die USA ihre gravierenden wirtschaftlichen Probleme wie etwa die hohe Staatsverschuldung und das Handelsdefizit meistern können werden. Auch Deutschland sei nach wie vor einem großen ökonomischen Risiko ausgesetzt. Er wähnt uns hinter einem Schleier der Ungewissheit, der gelüftet werden sollte. Zu diesem Zweck analysiert er ganz unterschiedliche Probleme, wie etwa die Schwäche des Euros, den Qualitätsverlust der Medien oder den Machtverlust der bürgerlichen Mitte. Letztere kritisiert er dafür, dass sie dem Bedürfnis der Bürger nach sozialer Sicherheit nicht Rechnung trage und stattdessen einseitig für eine Erwerbsgesellschaft plädiere, in der soziale Errungenschaften einem kategorischen Modernisierungszwang untergeordnet würden. Symptomatisch für den verheerenden Zustand Deutschlands sei auch die Art und Weise, in der Politik, Wirtschaft und Medien gegeneinander arbeiteten. Als Folge dieser Phänomene diagnostiziert der Autor eine zunehmende, die Demokratie schwächende Politikverdrossenheit. Diese zeige sich nicht nur in den sinkenden Mitgliederzahlen der Parteien, sondern auch in dem Verlangen der Bürger nach charismatischen Führungspersönlichkeiten mit Bildschirmtauglichkeit. Der Bürger degeneriere vom Produzenten von Politik zum Konsumenten.