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Jutta Limbach

Der Wissenschaftler als Bürger und Beamter. Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik

Göttingen: Wallstein Verlag 2010; 26 S.; brosch., 9,- €; ISBN 978-3-8353-0766-7
Die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts verzichtet darauf, einem wissenschaftlichen Objektivitätsideal das Wort zu reden. Für sie erschöpft sich die Glaubwürdigkeit eines Wissenschaftlers nämlich nicht allein in der intellektuellen Redlichkeit, sondern Gemeinsinn müsse hinzutreten; ihm dürfe „nicht gleichgültig sein, in welcher Staatsform er lebt und arbeitet“ (23). Insbesondere von den Vertretern staatsnaher Disziplinen wie Politik- und Rechtswissenschaftlern erwartet Limbach eine kritische Beleuchtung des Staates. In ihrer am 14. April 2010 gehaltenen und nun verschriftlichten Göttinger Universitätsrede wirft sie die Frage auf, in welcher Weise Wissenschaftler die öffentliche Diskussion beeinflussen (dürfen) – und plädiert dafür, dass sich Wissenschaftler in politischen Angelegenheiten zu Wort melden. Denn einerseits kenne die Freiheit von Forschung und Lehre nur die Schranke der Verfassungstreue, was aber Kritik an der Verfassung erlaube, andererseits überforderten viele der heutigen Entscheidungsaufgaben Parlament und Regierung. Es sei daher geboten, dass der Wissenschaftler als Experte im Sinne eines „honest broker“ (20) Informationen über die zu erwartenden Konsequenzen der einen oder der anderen möglichen politischen Entscheidung gibt: „Ein Rückzug ins Private oder in den Elfenbeinturm ist für den in einer Demokratie wirkenden Wissenschaftler keine Alternative“ (23).
Tamara Ehs (TE)
Dr. phil., Politikwissenschaftlerin am IWK Wien und Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg (http://homepage.univie.ac.at/tamara.ehs/)
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Tamara Ehs, Rezension zu: Jutta Limbach: Der Wissenschaftler als Bürger und Beamter. Göttingen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33424-der-wissenschaftler-als-buerger-und-beamter_39992, veröffentlicht am 15.02.2011. Buch-Nr.: 39992 Rezension drucken