Skip to main content
Diogo P. Aurélio / Gabriele de Angelis / Regina Queiroz (Hrsg.)

Sovereign Justice. Global Justice in a World of Nations

Berlin/New York: Walter de Gruyter 2010; VI, 259 S.; 99,95 €; ISBN 978-3-11-024573-8
Die Beiträge des Sammelbandes wurden zunächst 2008 auf einer gleichnamigen Tagung in Lissabon vorgestellt, gefördert von der portugiesischen Stiftung für Wissenschaft und Technologie. Im Kern geht es Autoren und Herausgebern um aktuelle normative politisch-theoretische Debatten um die Rolle des Staates in der globalisierten Welt. Kok-Chor Tan gibt eine Übersichtsdarstellung dieser aktuell geführten Debatten, die in den meisten Fällen auf der Basis von Kant und/oder Rawls geführt werden. Etwas spezifischer beschäftigt sich Adam Etinson mit Theorien des Kosmopolitanismus. Er argumentiert, dass allein der moralische Kosmopolitanismus mit der Kernthese, dass allen Menschen eine gleiche moralische Qualität zukäme, eine stabile Grundlage internationaler Ethik bilden kann. Daniel Kofman bestimmt in einer großen Bandbreite von Theorien distributiver Gerechtigkeit – von libertärer Ablehnung jeglicher Verteilung bis zu radikal egalitären Positionen – das Verhältnis von Wesen und Umfang der Verteilung. Rekha Nath stellt die Position von Rawls infrage, nach der Verteilungsgerechtigkeit nur innerhalb der staatlichen Institutionenordnung möglich ist. Der Staat habe sein Alleinstellungsmerkmal verloren, weil der globale Raum heute bereits diejenigen Qualitäten besäße, die nach herkömmlichem Verständnis allein im staatlichen Rahmen die Herausbildung egalitärer Erwägungen und Umverteilungen ermöglichten. Sylvie Loriaux sondiert die Möglichkeiten, globale Gerechtigkeit auf der Basis einer Chancengleichheit zu erreichen. Sie kommt zum Schluss, dass die gleiche Verteilung von Chancen weitreichende Konsequenzen für eine neue Welthandelsordnung nach sich zöge. Die Notwendigkeit institutioneller Reformen im System des freien Welthandels ist ebenfalls Thema bei Heiner Michel. James Garrison vergleicht Kants Vorstellungen der internationalen Ordnung im „Ewigen Frieden“ und in der „Metaphysik der Sitten“. Milica Trifunovic greift Rawls‘ eigene Charakterisierung seines „Law of Peoples“ als realistische Utopie auf. Sie argumentiert, dass die meisten Kritiken die Absicht von Rawls verfehlen, Richtlinien für eine mögliche, wenngleich in naher Zukunft unerreichbare Gesellschaft der Völker zu formulieren. Rawls habe eben kein Lehrbuch zum Völkerrecht, sondern eine philosophische Abhandlung über globale Gerechtigkeit geschrieben.
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.44 | 5.41 | 4.43 | 5.46 | 5.33 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Diogo P. Aurélio / Gabriele de Angelis / Regina Queiroz (Hrsg.): Sovereign Justice. Berlin/New York: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33369-sovereign-justice_39922, veröffentlicht am 24.03.2011. Buch-Nr.: 39922 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken