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Michael Frey / Andreas Heilmann / Karin Lohr / Alexandra Manske / Susanne Völker (Hrsg.)

Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht. Transformationen, Reflexionen, Interventionen

München/Mering: Rainer Hampp Verlag 2010 (Arbeit und Leben im Umbruch 20); 318 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-86618-482-4
Obwohl thematisch eng verwoben, haben die Arbeits- und Industriesoziologie einerseits und die Geschlechterforschung andererseits bislang kaum Notiz voneinander genommen. Zwar hat die feministische Arbeitsforschung immer wieder auf Themen und Begriffe der klassischen Arbeitssoziologie zurückgegriffen, dies jedoch vor allem in kritisierender Absicht. Umgekehrt hat die Arbeitssoziologie im Rahmen der Subjektivierungsdebatte vermehrt geschlechtsspezifische Fragestellungen behandelt (Feminisierung von Erwerbsarbeit etc.), ohne dabei jedoch die Verengung des Arbeitsbegriffs auf Erwerbsarbeit sowie die Konzentration auf klassische männliche Erwerbskarrieren aufzugeben. Erste, allerdings noch zaghafte Annäherungen zwischen beiden Disziplinen finden erst seit einigen Jahren statt. In dem Band, der auf einer Tagung zum 60. Geburtstag von Hildegard Maria Nickel basiert und in dem viele ihrer zentralen Forschungsfragen aufgriffen werden, wird versucht, diesen Annäherungsprozess zu bilanzieren und konstruktiv fortzusetzen. Die Autoren beider Disziplinen nehmen dabei unablässig aufeinander Bezug und suchen nach Anknüpfungspunkten, übergreifenden Fragen und Leerstellen. Für einen Sammelband ist das Themenspektrum damit erstaunlich umfassend und strukturiert abgedeckt, er kann beinahe als Einführung in die aktuellen Forschungsgegenstände beider Disziplinen gelesen werden. Die Autoren versuchen im ersten Teil, aktuelle Wandlungsprozesse in Gesellschaft und Kapitalismus diagnostisch zu erfassen. Im zweiten Teil steht die Frage im Mittelpunkt, wie aus geschlechtertheoretischer Perspektive auf Veränderungen im gegenwärtigen Kapitalismus zu reagieren ist. Im dritten Teil analysieren sie den Wandel von Erwerbsarbeit und fragen nach dessen Konsequenzen für Geschlechterkonstruktionen und -verhältnisse, greifen Aspekte des Wandels von Herrschaftsbeziehungen auf und untersuchen die Veränderungen im Verhältnis unterschiedlicher Anerkennungslogiken und Lebensbereiche. Im vierten Teil schließlich wird nach Spannungsverhältnissen und offenen Fragen gesucht, außerdem werden Leitlinien für die zukünftige Forschung entwickelt.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.27 | 2.36 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Michael Frey / Andreas Heilmann / Karin Lohr / Alexandra Manske / Susanne Völker (Hrsg.): Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht. München/Mering: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33340-perspektiven-auf-arbeit-und-geschlecht_39877, veröffentlicht am 15.02.2011. Buch-Nr.: 39877 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken