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Wolfgang Kraushaar

Verena Becker und der Verfassungsschutz

Hamburg: Hamburger Edition 2010; 202 S.; 16,- €; ISBN 978-3-86854-227-1
Am 7. April 1977 wurde der Generalbundesstaatsanwalt Siegfried Buback vom Rücksitz eines Motorrades aus erschossen. Ausgelöst durch die Suche Michael Bubacks nach dem Mörder seines Vaters stehen die Anschläge der RAF und ihre gerichtliche Aufarbeitung erneut im Zentrum der politischen Debatte. Michael Buback geht von einer Täterschaft Verena Beckers aus und hält es für möglich, dass diese bereits vor der Offensive 77 mit dem Verfassungsschutz kooperiert haben könnte. Der Politikwissenschaftler Kraushaar beleuchtet die Ereignisse um die Person Verena Beckers im Lichte von Michael Bubacks Maxime von vorurteilsfreier Aufklärung und individueller Schuld. Diese breche mit der Annahme seines Vaters, nach der die bloße Mitgliedschaft in der RAF ausgereicht habe, um im Rahmen des Paragraphen 129 a als Staatsfeind verurteilt zu werden. Im Mittelpunkt von Kraushaars Analyse stehen Beckers erste Bewegungen als „Schwarze Braut“ in der linksradikalen Szene, als Mitglied einer revolutionären Zelle der Bewegung des 2. Juni, als Kämpferin der RAF und politische Gefangene sowie ihre Bedeutung als V-Frau des Verfassungsschutzes. Kraushaar spiegelt den Fall Becker mit dem des RAF-Terroristen Ulrich Schmücker, der als V-Mann enttarnt und kurz darauf mit einem Kopfschuss tot aufgefunden wurde. Zwar bestünden Unklarheiten über die genauen Verflechtungen des Verfassungsschutzes, dennoch dürfte dieser Mord ihn zu größtmöglicher Vorsicht bei der Führung der V-Frau Verena Becker veranlasst haben. Auch Kraushaar schließt eine Zusammenarbeit Beckers mit dem Verfassungsschutz in der Zeit vor dem Buback-Attentat nicht aus. Damit hätte eine V-Frau des Verfassungsschutzes einen politisch motivierten Mord begangen. Aufgrund neuer Verdachtsmomente im Fall Buback muss sich Verena Becker seit dem 30. September 2010 vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart-Stammheim verantworten. Nebenkläger ist Michael Buback.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.372.3232.324 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Wolfgang Kraushaar: Verena Becker und der Verfassungsschutz Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33319-verena-becker-und-der-verfassungsschutz_39847, veröffentlicht am 17.03.2011. Buch-Nr.: 39847 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken