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Theo Sommer

Unser Schmidt. Der Staatsmann und der Publizist

Hamburg: Hoffmann und Campe 2010; 416 S.; geb., 22,- €; ISBN 978-3-455-50176-6
Eine Notwendigkeit für diese publizistische Huldigung bestand nicht, Sommer, langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der ZEIT und nunmehr deren Editor-at-Large, wurde von der ING-DiBa auf die Idee zu diesem Buch gebracht. Die Bank vergibt den Helmut-Schmidt-Journalistenpreis. Sommer, verbindet eine „Freundschaft auf kritische Distanz“ (9) mit dem ehemaligen Bundeskanzler und ZEIT-Herausgeber, er hat das geplante Porträt des Publizisten Schmidt um das des Staatsmannes erweitert – kritische Aspekte eingeschlossen, von der späten Reaktion auf Umwelt- und Friedensbewegung bis hin zu den Schwierigkeiten, auf den Redaktionsfluren krawattenlose Redakteure zu akzeptieren. Nachdem Sommer erzählt hat, wie Schmidt 1983 vom Kanzleramt ins Pressehaus wechselte und sich selbst „als publizistisch wirkenden homo politicus“ (58) charakterisiert, werden in einem ausführlichen Teil unter der Überschrift „Staatslenker und Staatsdenker“ wichtige Politikfelder abgehandelt. So vermischt sich die Darstellung des publizistischen Engagements mit einer erklärenden Rückschau auf politische Grundhaltung und aktive Politik. Schwerpunkte sind die Deutschland- und Europapolitik, Sicherheits-, Außen- und Wirtschaftspolitik. Geschildert wird auch Schmidts intensives Verhältnis zu seiner Heimatstadt Hamburg inklusive der Vorliebe für Rotklinker. Man fragt sich allerdings, ob Sommer mit der folgenden Zuschreibung – „Der Philosoph im Politiker“ (305) – nicht doch zu hoch gegriffen hat, auch wenn er referiert, dass Schmidt sich in seiner Politik an Kant orientierte und viel Popper las. In dem Kapitel finden aber auch die Auseinandersetzungen mit Kohl und der RAF-Terror Platz. Erinnert wird außerdem daran, dass Schmidt an der Formulierung der (unverbindlichen) „Allgemeinen Erklärung zu Menschenpflichten“ beteiligt war. Abgerundet wird der Band, der vor allem eingefleischten Fans des Altbundeskanzlers zu empfehlen ist, mit einem Gespräch. Schmidt bekennt darin, er habe den von Sommer formulieren Unterschied zwischen der Macht des Politikers und dem Einfluss des Publizisten „überhaupt nicht bemerkt“ (351).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Theo Sommer: Unser Schmidt. Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33261-unser-schmidt_39771, veröffentlicht am 15.02.2011. Buch-Nr.: 39771 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken