Der Journalist und Gewerkschafter Kempe versammelt in seinem Buch Erzählungen aus dem Alltagsleben von Beschäftigten und Betriebsräten, die sich auf unterschiedliche Weise gegen die zunehmende Prekarisierung und Entwürdigung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern angesichts vermeintlicher ökonomischer Sachzwänge wehren. Autoritäre Unternehmensstrukturen, so der Autor, hätten „eine neue, Teile der Gesellschaft prägende Dimension angenommen“ (13). Dass dies zumindest in einigen Bereichen nicht von der Hand zu weisen ist, zeigen die insgesamt sechs Fallbeispiele, die auf Interviews und Hintergrundinformationen beruhen. Einige, wie etwa die Berichte einer Betriebsrätin des Schlecker-Konzerns, verursachen trotz der seit langem bekannten harschen Beschäftigungspolitik der Unternehmensführung erneut Unbehagen und rufen unwillkürlich die Erwartung eines Klassenkampfes hervor, andere Beispiele zeigen aber auch, dass ein vertrauensvoller Dialog zwischen Management und Arbeitnehmern auch in Zeiten von Shareholding und Wirtschaftskrise zum Vorteil beider Seiten sein kann. Das Buch soll, dem Titel entsprechend, als Ermutigung verstanden werden, indem gezeigt wird, dass gemeinsames Handeln sowohl mit dem als auch – wenn notwendig – gegen das Unternehmen den Lauf der Dinge positiv beeinflussen kann. In diesem Sinne lässt sich das Buch als Streitschrift lesen, die selbstverständlich nicht repräsentativ ist und gelegentlich auch zu deutlich der Feder eines Gewerkschafters entspringt. Andererseits trägt die Abwesenheit wissenschaftlicher Zwänge dazu bei, dass nicht nur für Aktive sowie allgemein Interessierte, sondern auch für Arbeits- und Industriesoziologen interessante Einblicke in den Alltag ganz unterschiedlicher Betriebsformen ermöglicht werden. Die Leser erhalten eine Vorstellung davon, was es heißt, tägliche Betriebsratsarbeit sowohl mit als auch gegen den Konzern zu machen und bekommen dabei zugleich eine Vorstellung der damit verbundenen Probleme vermittelt (etwa was die kulturelle Kluft zwischen Arbeitern und Angestellten betrifft). Als Anregung und Diskussionsgrundlage kann das Buch damit gleichermaßen als Seminarlektüre wie auch einfach als allgemeiner Einstieg in eine Welt dienen, die größtenteils hinter verschlossenen Türen stattfindet.