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Irmi Seidl / Angelika Zahrnt (Hrsg.)

Postwachstumsgesellschaft. Konzepte für die Zukunft

Marburg: Metropolis-Verlag 2010 (Ökologie und Wirtschaftsforschung 87); 247 S.; 18,- €; ISBN 978-3-89518-811-4
Die Herausgeberinnen kritisieren in ihrem Vorwort, dass trotz zahlreicher wachstumskritischer Stimmen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an ihrer Wachstumsorientierung festhielten. Da unbegrenztes Wachstum in einer endlichen Welt nicht möglich sei, gehe es zukünftig nicht nur um einen ökonomischen, sondern auch technischen, kulturellen und sozialen Wandel. In ihren „Argumenten für einen Abschied vom Paradigma des Wirtschaftswachstums“ (23) führen Seidl und Zahrnt aus, dass auch die Annahme, mit Wirtschaftswachstum nähmen zugleich Wohlstand, Zufriedenheit und Glück zu, nur bis zu einer gewissen Schwelle zuträfe, „die ungefähr bei der Hälfte des Pro-Kopf-Einkommens heutiger reicher Industrieländer liegt“ (31). Seit den 70er-Jahren gelinge es trotz Wirtschaftswachstumsideologie nicht, die Erwerbslosigkeit abzubauen. Die sozialen und Bildungsungleichheiten haben seit den 90er-Jahren sogar zugenommen, kritisieren sie. Eine aktive Wachstumspolitik treffe, so die Autorinnen, heute auf gesättigte Märkte – eine Entwicklung, die John M. Keynes bereits in den 40er-Jahren prognostiziert habe. Zudem dürfte es im Kontext der demografischen Entwicklung selbst bei Zuwanderung zu einer Abnahme des Arbeitskräftepotenzials und nicht zu einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität kommen. Einen Ausblick, was im Hinblick auf solche Prognosen zu tun ist, bietet Inge Røpke in ihren Überlegungen zu einer Abkehr vom Konsumdenken. Eine zentrale Grundlage des Konsums sei dessen historische Verbindung mit steigenden Lebensstandards sowie individueller Unabhängigkeit und Freiheit in den Köpfen der Verbraucher. Doch auch Røpke verweist darauf, dass die Lebensqualität ab einer gewissen Schwelle des BIP nicht mehr steige. Sie plädiert für eine drastische Verteuerung von Energie durch die Politik, sowie die „Einschränkung von Werbung und der Kommerzialisierung des öffentlichen Raums“ (113). Die Autorin konstatiert: „Im Allgemeinen ist es sinnvoll, privates in öffentliches Eigentum zu überführen, da öffentliche Güter wesentlich geringere Ressourcenintensität aufweisen als private Güter“ (114).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.26 | 2.34 | 2.4 | 2.61 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Irmi Seidl / Angelika Zahrnt (Hrsg.): Postwachstumsgesellschaft. Marburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33229-postwachstumsgesellschaft_39730, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 39730 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken