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IPSE – Identités Politiques Sociétés Espaces (Hrsg.)

Doing Identity in Luxemburg. Subjektive Aneignungen – institutionelle Zuschreibungen – sozio-kulturelle Milieus

Bielefeld: transcript Verlag 2010; 301 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-8376-1448-0
Im Mittelpunkt des Bandes steht nicht die Frage, was nun den Luxemburger oder die Luxemburgerin an sich ausmacht. Die Autoren befassen sich vielmehr anhand von Fragebögen mit der Vielschichtigkeit sozialer Identitätskonstruktionen in der luxemburgischen Gesellschaft. Peter Gilles, Sebastian Seela, Heinz Sieburg und Melanie Wagner untersuchen den Zusammenhang von Sprache und Identität. Das Phänomen der Mehrsprachigkeit in Luxemburg, der enge Kontakt „zwischen Germania und Romania“ (63) spiegelt die historisch gewachsene Situation des Nebeneinanders von Deutsch und Französisch wider. Im Ergebnis stehe die Mehrheit des Landes der Dreisprachigkeit positiv gegenüber und betrachte sie als kulturelle Bereicherung, halten die Autoren fest. Interessant ist, dass sie dem Luxemburgischen gegenüber in der Bevölkerung einen besonders hohen Grad an Loyalität und identitätsstiftender Funktion attestieren können, jedoch das Deutsche „für die Luxemburger einen hohen Gebrauchswert hat“ und Deutschland das Land sei, in dem man sich „am wohlsten“ (79) fühle. Die Autoren betonen, dass eine einfache Zuordnung von Sprache und Identität nicht möglich sei, sondern einerseits aus den Diskursen über die Sprachen und andererseits aus den „gesellschaftlichen Differenzierungsparametern (i. e. Milieuzugehörigkeit, Alter, Geschlecht usw.)“ (102) entstehe. Werde Mehrsprachigkeit gezielt zugelassen, zeige sich zudem, dass damit auch gesellschaftliche Konflikte vermieden werden könnten. Auch in einer Untersuchung des Tourismus-Diskurses in Luxemburg stellen Marion Colas-Blaise, Sylvie Freyermuth, Sonja Kmec, Gian Maria Tore und Christian Schulz fest, dass „das Fehlen einer diskursiven Identität des Landes zugunsten singularisierender Diskursivierungen“ (157) bestätigt wird. Man betone besonders die spezifische Eigenschaft, die Luxemburg aufgrund seines multikulturellen Charakters als „Ort der Besonderheit“ (158) kennzeichne. Der Band geht auf das Forschungsprojekt „IDENT – Sozio-kulturelle Identitäten und Identitätspolitiken in Luxemburg“ zurück, das 2006 an der Universität Luxemburg aufgenommen wurde.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: IPSE – Identités Politiques Sociétés Espaces (Hrsg.): Doing Identity in Luxemburg. Bielefeld: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33206-doing-identity-in-luxemburg_39701, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 39701 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken