„Wir müssen einsehen, dass die ‚richtigen’ Lohnarbeiter, die als freie Individuen über ihre Arbeitskraft als Ware verfügen und keine andere Ware zu verkaufen haben, nur eine Erscheinungsform sind, in der der Kapitalismus Arbeitskraft in ein Handelsgut verwandelt. Es gibt zahlreiche weitere Formen, die die gleiche Aufmerksamkeit verdienen“ (35), beschreibt der Herausgeber eine der Herausforderungen einer globalen Geschichte der Arbeit. Die Arbeitsgeschichte aus einem globalen Blickwinkel zu erforschen, ist das Anliegen der jährlich stattfindenden Tagungen der ITH. Den Schwerpunkt der in diesem Band dokumentierten Konferenz von 2009 bilden grenzüberschreitende Prozesse wie Migration und transnationale Warenproduktionsketten. In elf, teils deutsch-, teils englischsprachigen Beiträgen finden sich sowohl historische als auch zeitgenössische Analysen. In dieser Zusammenschau lassen sich teilweise Parallelen und Unterschiede auch über geografische Grenzen hinaus ablesen. Dass es in der Regel ökonomische Zwänge sind, die Menschen zur Migration treiben, wird u. a. anhand der europäischen Krise der Landwirtschaft gegen Ende des 19. Jahrhunderts, am Beispiel der Land-Stadt-Migration und den daraus resultierenden Urbanisierungs- und Proletarisierungsprozessen im gegenwärtigen China oder anhand der Gestaltung der Beziehungen von senegalesischen Migranten in Frankreich und den USA zu ihrem Herkunftsland aufgezeigt. In zwei weiteren Abschnitten geht es um die Arbeitsverhältnisse in der Textilbranche sowie um religiöse Neuorientierungen als Begleiterscheinung sozialer Krisen. Zudem finden sich allgemeinere Bestandsaufnahmen, dazu zählt ein Überblick über die Entwicklung der Sozialgeschichtsschreibung in Indien und ein Beitrag zur Perspektive der komparativen Methodik für einen globalen Forschungsansatz. Insgesamt bietet der Band lehrreiche Einblicke in verschiedene Teilaspekte der Entwicklung der „Weltarbeiterklasse“ (46).