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Rafael Seligmann

Deutschland wird dir gefallen. Autobiographie

Berlin: Aufbau-Verlag 2010; 461 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-351-02721-6
„Mein Grundanliegen war – und bleibt: Das mehr als 17 Jahrhunderte währende stete Zusammen- und Gegeneinanderwirken von Juden und Deutschen in allen gesellschaftlichen Bereichen soll dem Völkermord zum Trotz weitergeführt werden.“ (312) Seligmann engagiert sich deshalb nicht nur gesellschaftlich, etwa als junger Mensch im Bundesverband Jüdischer Studenten, sondern vor allem publizistisch – wobei er bereits ein weites Feld durchschritten hat, mit einer politikwissenschaftlichen Promotion über Israels Sicherheitspolitik, zwei Jahre lang als Chefredakteur der von ihm gegründeten Jüdischen Zeitung und als Autor deutsch-jüdischer Gegenwartsliteratur. Dazwischen liegen unter anderem berufliche Stationen als Referent für Außen- und Deutschlandpolitik bei der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Bonn und als Akademischer Rat am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen an der Münchner Universität. Einblicke in seine Positionen zu Israel und dem jüdischen Leben in Deutschland bietet Seligmann in dieser Autobiografie allerdings nur im Vorbeigehen, sie ist denn wohl auch eher als Ergänzung seiner Bücher zu lesen. Er konzentriert sich auf sich selbst, erzählt viel Privates und vermittelt dabei einen Eindruck davon, was es heißen konnte, als Jude in der frühen Bundesrepublik aufzuwachsen. Seligmann, dessen Eltern rechtzeitig vor Beginn des Holocaust emigriert waren und der 1947 in Israel geboren wurde, musste als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Deutschland ziehen – der Vater hatte sich in Israel beruflich nicht etablieren können. Seligmann sprach zwar Deutsch, konnte es aber weder lesen noch schreiben und hatte deshalb einen langen Emanzipationsprozess vor sich – nicht nur schulisch und beruflich, sondern auch von der Mutter, die dabei blieb, alle Deutschen pauschal als Nazis zu sehen. Seligmann war zudem in Schule, Ausbildung und Beruf – sogar noch an der Universität – immer wieder mit unverhohlenem Antisemitismus konfrontiert, der oft Dummheit und Vorurteilen entsprang. Nicht zufällig war es wohl deshalb Seligmann, der Ignatz Bubis mit einem Interview für den „Stern“, kurz vor dessen Tod geführt, ein publizistisches Denkmal setzte – „Ich habe fast nichts erreicht“, hatte Bubis bedauert. Doch Seligmann ist sich sicher, dass kein Jude nach der Shoah „so viel für das gegenseitige Verständnis und die Aussöhnung von Juden und Nichtjuden in Deutschland getan [hat] wie Ignatz Bubis“ (322).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 2.35 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Rafael Seligmann: Deutschland wird dir gefallen. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33061-deutschland-wird-dir-gefallen_39502, veröffentlicht am 11.01.2011. Buch-Nr.: 39502 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken