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Laurent Joachim

Der Einsatz von "Private Military Companies" im modernen Konflikt. Ein neues Werkzeug für "Neue Kriege"?

Berlin: Lit 2010 (Politikwissenschaft 178); 582, LXVII S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-10665-0
Diss. HU Berlin; Gutachter: H. Münkler. – Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts hat sich ein neues, inzwischen weltweit agierendes und global vernetztes Söldnerwesen etabliert. Diese „Private Military Companies“ (PMC) können im Unterschied zum klassischen Söldner „eine komplette Infrastruktur zur Kriegsführung“ (37) anbieten und sind vor allem für die USA ein wichtiger Bestandteil militärischer Gewaltausübung. Der Autor bietet eine breit angelegte und äußerst faktenreiche Analyse des Phänomens privater Militär- und Sicherheitsdienstleistungen, die als ein wesentliches Merkmal der sogenannten „Neuen Kriege“ gelten. Er schildert die Hintergründe der Privatisierung von Kriegsdienstleistungen, beschreibt anhand von Einsätzen beispielsweise in Afghanistan, Irak und in Afrika die Rekrutierungspraxis sowie Geschäftsfelder von privaten Militärunternehmen. Als roter Faden seiner Ausführungen dient Joachim die Frage, ob und inwieweit ihr Einsatz eine Gefahr für Demokratie und Sicherheit darstellt. Damit sind auch Fragen nach der Möglichkeit und dem Nutzen einer Regulierung „dieser weitestgehend unregulierten Branche“ (123) verbunden. Der Autor wägt hierbei zwischen rechtsstaatlichen Idealen und Prinzipien des Völkerrechts einerseits sowie realpolitischen Erfordernissen andererseits ab. Mit der Privatisierung ihrer Streitkräfte habe die USA ihren Rechtsstaat begraben, schreibt Joachim. Auf diese Weise seien Tatsachen geschaffen worden, die „die möglichen Anwendungsszenarien der militärischen Gewalt grundlegend verändert und deutlich erweitert haben“ (526). Die Möglichkeit, auf „Private Military Companies“ zurückzugreifen, habe der US-Regierung den völkerrechtlich unlegitimierten Irak-Feldzug in höchstem Maße erleichtert und die Umgehung von Sicherungsmechanismen einer parlamentarischen Demokratie ermöglicht. „Privates – also marktwirtschaftlich frei verfügbares – Militärpotenzial ist nämlich ein ideales Werkzeug, um ‚Rechts- und Machtzonen’ nach Bedarf zu verändern, ohne die Institutionen anrufen zu müssen.“ (532) Die Arbeit ist nicht allein auf die USA beschränkt; der Autor setzt sich auch mit den politischen Konsequenzen dieser Funktionsmechanismen für Deutschland und Europa auseinander.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 4.2 | 2.64 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Laurent Joachim: Der Einsatz von "Private Military Companies" im modernen Konflikt. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33059-der-einsatz-von-private-military-companies-im-modernen-konflikt_39500, veröffentlicht am 09.03.2011. Buch-Nr.: 39500 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken