Skip to main content
Stephan Bierling

Geschichte des Irakkriegs. Der Sturz Saddams und Amerikas Albtraum im Mittleren Osten

München: C. H. Beck 2010 (Beck'sche Reihe 1890); 253 S.; 12,95 €; ISBN 978-3-406-60606-9
Der Professor für Internationale und Transatlantische Beziehungen an der Universität Regensburg vertritt die These, dass die USA unter dem Schock der Anschläge des 11. Septembers in einer Mischung aus Panik, Selbsttäuschung und Allmachtsphantasien in den Irakkrieg gezogen sind. Zur Begründung dieser These wird die Angst Präsident Bushs und seiner engsten Berater, dass es sich bei dem Anschlag auf das World Trade Center nur um den Auftakt für Anschläge internationaler Terroristen gehandelt haben könnte, anschaulich skizziert. Auch die verschiedenen Vermutungen über die angeblich wahren Motive des Krieges wie die Sicherung des Zugriffs auf das irakische Öl, die strategischen Konzepte der Neokonservativen oder der Einfluss israelischer Interessen widerlegt der Autor. Bierling begreift den Krieg im Irak ausschließlich als einen Akt imperialer Selbstbestätigung, der sowohl den Verbündeten als auch den Gegnern der USA deren uneingeschränkte Handlungsfähigkeit klar vor Augen führen sollte. Gemäß diesem Szenario sei der Irak in den Blickpunkt gerückt, weil er das schwächste Glied auf der Achse des Bösen war; der Sturz Saddams sei daher nur eine Begleiterscheinung gewesen. Neben den Hintergründen des Krieges erläutert der Autor auch dessen Verlauf und die Schwierigkeiten der amerikanischen Besatzung bei der Stabilisierung des Landes. Abschließend geht er auf die humanitären und finanziellen Kosten des Irakkrieges ein und bewertet sie im Kontext anderer Kriege wie des Vietnamkriegs oder des Zweiten Weltkriegs. Er kommt zu dem Schluss, dass diese sich relativ bescheiden ausnehmen. Bierling kritisiert die amerikanische Führung dennoch für ihre mangelnde Professionalität. Diese habe dazu geführt, dass Amerikas Stellung in der Welt durch den Krieg nicht wie erhofft gestärkt, sondern geschwächt wurde. So seien der am besten gerüsteten Armee der Welt im Irak ihre Grenzen aufgezeigt und die Phase der globalen Vorherrschaft der USA frühzeitig beendet worden.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.41 | 4.22 | 2.22 | 2.63 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Stephan Bierling: Geschichte des Irakkriegs. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33047-geschichte-des-irakkriegs_39479, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 39479 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken