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Francesco Forgione

Mafia-Export. Wie 'Ndrangheta, Cosa Nostra und Camorra die Welt erobern. Aus dem Italienischen von Elisabeth Liebl

München: Riemann Verlag 2010; 348 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-570-50127-6
Der Autor leitete von 2006 bis 2008 die parlamentarische Anti-Mafia-Kommission unter Romano Prodi. In diesem Band schildert er, wie sich die ursprünglich in Italien beheimatete und von Familienclans organisierte Kriminalität zunehmend globalisiert hat. Die Ndrangheta handele im großen Stil mit Kokain aus Südamerika, die Camorra widme sich international dem Handel mit gefälschten Luxusartikeln und die Mafia beherrsche den spanischen Immobilienmarkt. Anhand von Prozessakten und Ermittlungsberichten schildert Forgione teils im Stil der Reportage die Ausmaße, die das organisierte Verbrechen mittlerweile auch in Deutschland angenommen hat. Seit 2004 hat es hier einige Verhaftungen gegeben, für den Autor kein Zufall. Italienische Einwanderer hätten in Deutschland „ein logistisches Netz zur Versorgung untergetauchter Verbrecher“ (127) aufgebaut. Antonino Giuffrè, ein wichtiger Akteur der Mafia, schildert in einer vom Autor zitierten Aussage, wie in Deutschland nach der Einheit beim Bau der neuen Hauptstadt über italienische Bauunternehmen und deutsche Unternehmer oder Banker Gelder gewaschen wurden. Duisburg nennt Forgione gar „kolonisiert“ (131), hier hätten sich ganze Familien aus Kalabrien niedergelassen, was nicht zuletzt an der Nähe zu Rotterdam und Antwerpen liege, den Haupteinfallstoren für den europäischen Kokainhandel. Forgione mahnt, die Morde vor dem Duisburger Restaurant Da Bruno 2007 nicht als „bedauerlichen Ausrutscher“ einer Blutfehde „archaisch-tumber Clans“ (132) zu sehen. Die einflussreichen und konkurrierenden Clans aus dem Dorf San Luca betreiben hierzulande Restaurants und den Behörden ist seit Jahren verdächtig, woher die Gelder vieler gastronomischer Neugründungen stammen. Die Morde stünden eindeutig für Kämpfe der Clans um Geschäftsbereiche in Deutschland, so der Autor. Abschließend plädiert Forgione für die Einführung einer europäischen Anti-Mafia-Gesetzgebung, denn, so ist er überzeugt, der organisierten Kriminalität ist nur noch durch internationale Kooperation und Vernetzung zu begegnen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.45 | 2.61 | 2.65 | 2.35 | 2.64 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Francesco Forgione: Mafia-Export. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32998-mafia-export_39416, veröffentlicht am 11.01.2011. Buch-Nr.: 39416 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken