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Gudrun Quenzel / Klaus Hurrelmann (Hrsg.)

Bildungsverlierer. Neue Ungleichheiten

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 589 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-531-17175-3
In modernen Wissensgesellschaften kommt Bildung als Ressource für die persönliche Lebensgestaltung und soziale Teilhabe eine herausragende Bedeutung zu. Während seit Jahrzehnten der Anteil junger Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen beständig steigt, verfestigt sich gleichzeitig ein relativ großer Anteil von „Bildungsverlierern“. Jugendliche und Erwachsene ohne Schul- oder Berufsabschluss, mit geringer Qualifizierung bis hin zu „funktionalen Analphabeten“ (342) werden angesichts geänderter Anforderungen in einer hoch differenzierten, flexiblen Arbeitswelt deutlich stärker als je zuvor der „Kategorie der ‚Überflüssigen’“ (49) zugerechnet. Die „Inflation“ (13) höherer Bildungstitel gehe, so Quenzel/Hurrelmann, mit einem größeren Leistungs- und Konkurrenzdruck einher. Bildungsexpansion werde von wachsenden Bildungsungleichheiten begleitet. Für circa acht bis zehn Prozent der jungen Menschen könne ein Risiko „ökonomischer, kultureller und sozialer Desintegration“ (11) identifiziert werden, das sowohl eine Bedrohung persönlicher Gesundheit als auch politischer und nicht zuletzt ökonomischer Stabilität darstellt. Der Band enthält Analysen und Forschungsperspektiven dieser zentralen Problemstellung neuer sozialer Ungleichheit. In Beiträgen von 55 beteiligten Sozial- und Bildungswissenschaftlern werden sowohl die Ursachen und Mechanismen von Bildungsarmut, Misserfolg und Exklusion untersucht als auch empirische Verfahren der Messung von Bildungserfolg diskutiert und verschiedene Bevölkerungsgruppen sowie Bildungsverläufe von Benachteiligten analysiert. In weiteren Schwerpunkten untersuchen und prognostizieren die Autoren ökonomische und politische Folgen von Bildungsarmut sowie mögliche Interventionen und Reformperspektiven einer sozial gerechteren Bildungspolitik. Die Analysen dokumentieren in erster Linie die kulturellen und bildungspolitischen Traditionen in Deutschland. Gleichwohl werden deren besondere Problemkonstellation und Handlungsoptionen erst durch eine Vielzahl von ausgewerteten Ländervergleichsstudien deutlich.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.35 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Gudrun Quenzel / Klaus Hurrelmann (Hrsg.): Bildungsverlierer. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32949-bildungsverlierer_39360, veröffentlicht am 19.01.2011. Buch-Nr.: 39360 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken