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Hermann Scheer

Der energethische Imperativ. 100 Prozent jetzt: Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist

München: Verlag Antje Kunstmann 2010; 271 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-88897-683-4
Der Titel des Buches deutet die Argumentationsstrategie des verstorbenen Trägers des Alternativen Nobelpreises an: Es geht Scheer nicht allein darum, Wege zu einer vollständigen Umstellung auf regenerative Energien aufzuzeigen; er verweist auch konsequent auf die ethischen Maximen, die zusätzlich zu den ökonomischen und ökologischen Imperativen eine solche Strategie notwendig machen. Für Scheer hat der „Wechsel zu erneuerbaren Energien eine zivilisationsgeschichtliche Bedeutung“ (28). Er hat vielfach nachgewiesen, dass der Umstieg innerhalb von 25 Jahren, wahrscheinlich sogar schneller zu schaffen ist. „Er ist keine untragbare Belastung, sondern eine umfassende neue wirtschaftliche Chance für die Industrieländer und die große Chance für die Entwicklungsländer.“ (11) Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist jedoch, den Umschwung konsequent auf die regenerativen Energien auszurichten. Ein Nebeneinander des alten Systems mit seiner Zentralisation wirtschaftlicher Macht in Großkonzernen und energetischer Macht in Großkraftwerken und dem neues System, das nach dezentraler Organisation verlangt, kann es nicht geben. Ein zusätzlicher wesentlicher Vorteil eines nachhaltigen Energiesystems ist die Steigerung der Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und Mitsprache. Es ist insofern auch die weitaus demokratischere Variante. Der systemische Konflikt ist für Scheer der „nervus rerum“ (19) des Energiewechsels. Welche Probleme der nötige Strategiewechsel mit sich bringt und wie man eine Durchbruchstrategie anlegen muss, ist deshalb das zentrale Thema des Buches. So analysiert Scheer zunächst die Strategien der Energiekonzerne, die sich mittlerweile darauf verlegt haben, scheinbar auf den Zug in Richtung regenerative Energien aufzuspringen. Tatsächlich wollen sie aber die bislang vorherrschende Pfadabhängigkeit der Energiediskussion zementieren, um ihre ökonomischen Interessen zu wahren. Investitionen der Energiekonzerne in regenerative Energien sind nur ein Alibi für die maximale Ausnutzung ihrer Profitmaschinen. Im zweiten Teil seines für einen breiten Leserkreis geschriebenen Buches stellt Scheer dann mögliche und tatsächliche Initiativen zur Einführung regenerativer Energien auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene vor. Er plädiert für eine Beschleunigung auf allen Ebenen, ähnlich wie in der Informationstechnologie. „Der energethische Imperativ bedeutet: ultimative Beschleunigung.“ (266)
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.261 | 2.262 | 4.43 | 4.45 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Hermann Scheer: Der energethische Imperativ. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32931-der-energethische-imperativ_39333, veröffentlicht am 20.04.2011. Buch-Nr.: 39333 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken