Die Publizisten Müller und Lieb betreiben die Website www.nachdenkseiten.de, die sie als „Gegenöffentlichkeit“ (26) verstanden wissen wollen. In diesem Band haben sie die ihrer Meinung nach wichtigsten Artikel, die sie zwischen November 2009 und Juli 2010 online veröffentlichten, überarbeitet und thematisch gebündelt. Vertreten werden eher plakative Thesen, die Argumentationen sind kurz gefasst. Im Mittelpunkt stehen wirtschafts- und sozialpolitische Themen, die zugespitzt kommentiert werden. So schreibt Lieb in einem Beitrag über die Finanzkrise: „Im Vergleich zu den weltweit verheerenden Auswirkungen der Bankenkrise erscheinen die schlimmen Schäden, die durch organisierte Kriminalität oder die Mafia verursacht werden, nur noch wie Mundraub.“ (57) In einem späteren Beitrag fordert er dann noch ein Bankentribunal, weil die Politik nicht zur Aufklärung der Geschehnisse bereit sei und die Justiz ihre Hände in Unschuld wasche. Neben der Polemik fällt an den Beiträgen die ständige Medienschelte auf, es wird mehr oder weniger ein Meinungskartell unterstellt. Gleichzeitig zitieren die Autoren allerdings ausgiebig aus eben diesen Medien, vor allem auch aus deren kritischer Berichterstattung – die Artikel von Müller und Lieb gründen überhaupt weniger auf eigener Recherche, sondern vor allem aus der Auswertung dessen, was andere publizieren. Für Politikwissenschaftler ist das Buch gänzlich unergiebig, für politische interessierte Leser vor allem dann erträglich, wenn sie die Haltung der Autoren teilen.