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Christian Felber

Die Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft

Wien: Deuticke 2010; 160 S.; 15,90 €; ISBN 978-3-552-06137-8
„Die Gemeinwohl-Ökonomie ist keine Utopie“ (110), schreibt der Mitbegründer von Attac Österreich und knüpft an sein Buch „Neue Werte für die Wirtschaft“ (siehe Buch-Nr. 34292) an, in dem er die Grundlagen einer alternativen Wirtschaftsweise erarbeitet hat. Danach wären die kapitalistischen Grundprinzipien Gewinnstreben und Konkurrenz – für Felber die Wurzeln aller Krisen – durch humane Werte wie Gemeinwohl, Kooperation, Vertrauen und Solidarität zu ersetzen. In diesem Buch konkretisiert er seine Vorstellungen und legt den Entwurf einer Gemeinwohl-Ökonomie vor, an dem mehrere gemeinnützig orientierte Unternehmen mitgewirkt haben. Sein Modell basiert ähnlich wie die klassische Marktwirtschaft auf Eigeninitiative und Privatunternehmen. Die Unternehmen verfolgen aber einen anderen Zweck – gelten nur dann als erfolgreich, wenn sie einen größtmöglichen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Was Gemeinwohl umfasst und nach welchen Kriterien der Unternehmenserfolg in einer Gemeinwohlbilanz abzubilden wäre, müsste zuvor von einem Gemeinwohlkonvent definiert werden. Finanzgewinne sind weiterhin möglich, sie sind aber nicht Ziel, sondern Mittel und dürfen nur für bestimmte Zwecke verwendet werden. Ein wichtiger Schritt ist der Umbau des Finanzsystems. Es gibt keine Fonds und keine Aktiengesellschaften mehr, die „wichtigsten ‚Spieltische’ des globalen Finanzkasinos“ werden geschlossen. „Die Kernfunktionen der Finanzmärkte werden von der Demokratischen Bank übernommen.“ (52) Auch für den weiteren Umbau der Gesellschaft, wie Ausbau von Gewaltentrennung und direkter Demokratie, Neufassung des EU-Vertrags oder Förderung von Bildung und Kultur schlägt Felber die Einrichtung von Konvents vor, die über die jeweiligen Ideale, Ziele und Grundlagen befinden. Das Buch besticht durch seinen eingängigen Stil und durch konkrete Beispiele und Umsetzungsstrategien. Felber will eine breite Leserschaft für seine Ideen gewinnen, denn: „Die große Transformation braucht uns alle, und wir können sie nur gemeinsam schaffen.“ (135)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Christian Felber: Die Gemeinwohl-Ökonomie. Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32854-die-gemeinwohl-oekonomie_39245, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 39245 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken