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Birgit Schäbler (Hrsg.)

Area Studies und die Welt. Weltregionen und neue Globalgeschichte

Wien: Mandelbaum Verlag 2007 (Globalgeschichte und Entwicklungspolitik 5); 260 S.; 17,80 €; ISBN 978-3-85476-241-6
Vor dem Hintergrund einer globalisierten und sich immer stärker vernetzenden Welt diskutieren die Autoren Ansätze zu einer von den Nationalstaaten unabhängigen Neukonzeption von Geschichte. Ihr besonderes Interesse gilt dabei den Regionen außerhalb Europas und der USA. Bernd Hausberger sieht Lateinamerika als ein globales „Laboratorium“ (173), das schon frühzeitig von Globalisierungsprozessen erfasst und nachhaltig verändert wurde. Er vertritt die These, dass Lateinamerika in Anbetracht der aktuellen Globalisierungsprozesse, die die Europäer eher verunsicherten, gelassen blieb. Hausberger führt diese Gelassenheit auf die frühzeitige Integration Lateinamerikas in verschiedene transkulturelle und transkontinentale Prozesse zurück. Diese hätten schon im frühen 16. Jahrhundert begonnen und sowohl den ländlichen als auch den städtischen Raum erfasst. Dass bereits die Zeit zwischen 1880 und 1914 als eine Hochphase des globalen Austausches und der grenzüberschreitenden Interaktion gelten sollte, konstatieren Sebastian Conrad und Klaus Mühlhahn. So hätten sich soziale und politische Akteure in diesem Zeitraum immer häufiger auf vergleichbare Ereignisse in anderen Gesellschaften berufen und soziale Phänomene sowie wirtschaftliche Entwicklungen in entfernten Gesellschaften als Maßstab herangezogen. Diese zunehmende Verflechtung in der Welt zeichnet sich für die Autoren durch ihre Mehrdimensionalität aus. Zentral sind für sie jedoch vor allem die Prozesse der Mobilität und der Migration. Diese hätten den globalen Diskurs über die Bedeutung der Nation generiert. Die Autoren verweisen darauf, dass zwischen 1840 und 1930 mehr als 150 Millionen Menschen weltweit ihre Heimatländer verlassen haben, um sich anderswo niederzulassen. Diese Erfahrung der grenzüberschreitenden Bewegung habe einerseits zur Herausbildung eines globalen Bewusstseins beigetragen, andererseits auch den Nationalismus verstärkt. Der Band resultiert aus dem Panel 6 „Area Studies and Global History“ des Ersten Europäischen Kongresses für Welt- und Globalgeschichte 2005 in Leipzig.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.1 | 2.68 | 2.65 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Birgit Schäbler (Hrsg.): Area Studies und die Welt. Wien: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32796-area-studies-und-die-welt_39167, veröffentlicht am 17.03.2011. Buch-Nr.: 39167 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken