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Georg Wenzelburger

Haushaltskonsolidierungen und Reformprozesse. Determinanten, Konsolidierungsprofile und Reformstrategien in der Analyse

Berlin: Lit 2010 (Policy-Forschung und Vergleichende Regierungslehre 10); 381 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-643-10710-7
Diss. Heidelberg; Gutachter: U. Wagschal. – Nach der milliardenschweren Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise steht die Konsolidierung der Staatsfinanzen wieder im Mittelpunkt der politischen Debatte. Der Autor will Anhaltspunkte zu der Frage liefern, wovon erfolgreiche Konsolidierung abhängt. Die Grundlagen sind eine statistische Auswertung der Bemühungen in 23 OECD-Ländern, eine vertiefte Analyse der erfolgreichen Anstrengungen Belgiens, Kanadas und Schwedens sowie der gescheiterte Versuch Frankreichs in den 90er-Jahren. Das Forschungsdesign umfasst eine quantitativ-statistische Analyse auf der Basis multivariater Verfahren sowie qualitative Prozess- und Strategieanalysen. Für Letztere hat der Autor einschlägige Dokumente und Zeitungsartikel untersucht und Interviews mit Experten und zentralen Akteuren geführt, darunter ehemalige Premiers wie Jean-Luc Dehaene und Göran Persson. Auf die Auseinandersetzung mit Definitionen und Fragen der adäquaten Messungen folgen die theoretischen Grundlagen aus Politikwissenschaft und VWL zu Determinanten von Konsolidierungen. Nach der Analyse der Länderfälle zieht Wenzelburger ein gemischtes Fazit. Vor allem die Nachfrage nach Sozialversicherungsleistungen und ein wachsender Problemdruck erklären die Variation zwischen den Konsolidierern. Zudem findet er Hinweise auf einen Parteieneffekt, wonach linke Regierungen eher konsolidieren. Von zentraler Bedeutung ist das strategische Vorgehen, um institutionelle Hürden zu umgehen, aber auch um den Zielkonflikt von Sparpolitik und Wiederwahl zu begrenzen. Frankreich bildet hier ein deutliches Negativbeispiel. Auch wenn sich die Arbeit – wie vom Autor explizit gewollt – nur auf wenige, homogene Fälle der 90er-Jahre beschränkt und somit keine generellen „Gesetze“ für gelingende Konsolidierung aufgestellt werden können, so bietet sie doch eine sehr gründliche Auseinandersetzung mit dem Thema und hat für die aktuelle Lage viele Erkenntnisse beizusteuern.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.21 | 2.262 | 2.263 | 2.61 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Georg Wenzelburger: Haushaltskonsolidierungen und Reformprozesse. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32761-haushaltskonsolidierungen-und-reformprozesse_39128, veröffentlicht am 28.09.2010. Buch-Nr.: 39128 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken