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Jürgen Lipke

Ungleiche Arbeitsteilung und Entwicklung im Weltsystem. Quantifizierung von ungleichem Tausch in monetärer und ökologischer Dimension

Berlin: Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2010; XVI, 313 S.; 46,- €; ISBN 978-3-86573-520-1
Diss. FU Berlin; Gutachter: H. Kreutzmann, F. Scholz. – „Anfang des 21. Jahrhunderts verfügen die reichsten Länder nicht nur über rund 50 Mal so viel Einkommen wie die ärmsten, sie verbrauchen auch fast 20 Mal so viele Naturressourcen“ (4), beziffert der Autor die globale ungleiche Entwicklung. Um Hinweise dafür zu erhalten, warum das spätestens seit den 60er-Jahren verfolgte Ziel der sogenannten nachholenden Entwicklung verfehlt wurde, untersucht er den Zusammenhang zwischen ungleicher Entwicklung und ungleichem Tausch als „wesentliches Strukturmerkmal der globalen Arbeitsteilung“ (17). Damit überprüft er eine zentrale Annahme der Weltsystemtheorie, wonach die ungleichen Austauschbeziehungen zwischen armen und reichen Ländern (zwischen Zentrum und Peripherie) als Ursache der ungleichen Entwicklung gelten. Den Kern der Arbeit bildet die Quantifizierung des ungleichen Tausches, da „das quantitative Argument besonderes Gewicht zu haben scheint“ (VIII): Lässt sich ungleicher Tausch messen und in welchem Ausmaß ist er vorhanden? Wie vollzieht sich dieser in der internationalen Arbeitsteilung und wie wirkt er sich auf die wirtschaftliche Position von Ländern und Regionen aus? Wie hängen der ungleiche Tausch von Arbeit und von Naturressourcen zusammen? Lipke nimmt Berechnungen über das Ausmaß des ungleichen Tausches für den Zeitraum von 1960 bis 2006 vor. Den monetären ungleichen Tausch ermittelt er über Kaufkraftparitäten, den ökologischen Transfer über die Handelsbilanzen des ökologischen Fußabdrucks. Vergleichend werden die Terms of Trade sowie die in Außenhandelsanalysen geläufigen Stoffstrombilanzen hinzugezogen. Die Ergebnisse bestätigen – differenziert nach der zonalen, der regionalen und der Länderebene –, dass die globale Polarisierung durch den ungleichen Tausch gefördert wird. Auch wenn in einzelnen Ländern der Aufstieg gelingt, „haben Teile der Bevölkerung oder die Umwelt darunter zu leiden. In China zum Beispiel hat sich die Lage in den Binnenregionen teilweise verschlechtert und die Arbeitsbedingungen sind vielfach katastrophal“ (256). Lipke gelingt es, auf unaufgeregte Weise die herrschenden Abhängigkeits- und Ausbeutungsstrukturen quantitativ abzubilden.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.43 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Jürgen Lipke: Ungleiche Arbeitsteilung und Entwicklung im Weltsystem. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32717-ungleiche-arbeitsteilung-und-entwicklung-im-weltsystem_39057, veröffentlicht am 19.11.2010. Buch-Nr.: 39057 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken