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Matthias Lutz-Bachmann / Andreas Niederberger / Philipp Schink (Hrsg.)

Kosmopolitanismus. Zur Geschichte und Zukunft eines umstrittenen Ideals

Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2010; 367 S.; 38,- €; ISBN 978-3-938808-97-9
Der Sammelband bieten einen umfangreichen Überblick über kosmopolitisches Denken in Vergangenheit und Gegenwart. Er geht auf eine Vortragsreihe und Tagung am Institut für Philosophie der Universität Frankfurt aus dem Jahre 2006 zurück. In der archäologischen Freilegung moralischer, insbesondere aber politischer und rechtlicher Aspekte der Idee eines Weltbürgertums liegt der Wert dieser Sammlung. Insofern erstreckt sich der erste Teil des Bandes auf umfangreiche ideengeschichtliche Studien, die von der antiken Stoa über die Schule von Salamanca bis hin zu Kants kosmopolitischem Patriotismus reichen. Francis Cheneval gelingt dabei eine Verbindung zwischen der modernen Diskussion und der der frühen Neuzeit, indem er die Gemeinsamkeiten zwischen John Rawls und Christian Wolff hinsichtlich eines zwar hypothetischen, gleichwohl aber bindenden Vertrages deutlich macht. Matthias Lutz-Bachmann gebührt das Verdienst, die Entwicklung des Völkerrechts nach 1945 als eine Transformation zu einem noch konjunktivischen Weltbürgerrecht nachgezeichnet sowie die bedeutende Stellung der spanischen Spätscholastik und deren Modernität unter Rückgriff auf Francisco Suárez deutlich gemacht zu haben. Im zweiten Teil des Bandes kommen angesichts neuer ökonomischer, politischer und kultureller Gefahrenpotenziale im Zeitalter der Globalisierung drängende zeitgenössische Probleme zur Sprache. Peter Koller analysiert die verschiedenen Sphären der Gerechtigkeit (Walzer), die unterschiedlichen Imperativen gehorchen, und wendet sie zur Analyse der internationalen Ordnung an. Er empfiehlt, hinsichtlich der dadurch kenntlich gemachten Ungerechtigkeiten, Maßnahmen von differenzierter Reich- und Tragweite. Abschließend betrachtet Georg Köhler die Leistungsfähigkeit normativer politischer Philosophie und spricht sich in Anlehnung an Kant für einen nüchternen Kosmopolitismus aus. Ein etwas umfangreicheres Vorwort zuzüglich einer Einführung in das kosmopolitische Denken hätte dem Niveau dieses Bandes keinen Abbruch getan, ihm vielmehr eine Systematik verliehen.
Patrick Stellbrink (PS)
M. A., Politikwissenschaftler, Promovend an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 5.42 | 5.41 | 4.1 | 5.32 Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Matthias Lutz-Bachmann / Andreas Niederberger / Philipp Schink (Hrsg.): Kosmopolitanismus. Weilerswist: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32707-kosmopolitanismus_39045, veröffentlicht am 04.01.2011. Buch-Nr.: 39045 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken