Skip to main content
Michael Kerler

Gutes Regieren in internationalen Organisationen. Deliberation, Regeln und Verfahren in der Weltbank

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Internationale Beziehungen 13); 345 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8329-4730-9
Politikwiss. Diss. Bamberg; Gutachter: T. Gehring, R. Münch, B. Zangl. – Unter welchen Umständen ist Good Governance in internationalen Organisationen möglich? Am Beispiel der Weltbank analysiert Kerler eine Reihe von Entscheidungsverfahren. Sein Ausgangspunkt ist die theoretische Annahme, dass Regeln und geregelte Verfahren die Entscheidungsfähigkeit einer internationalen Organisation bestimmen. Die Regelsetzung ist also die unabhängige Variable, die gutes und effektives Regieren einer internationalen Organisation bedingt. Gutes Regieren drückt sich dabei in sachgerechten Entscheidungen aus und wird vom Autor auf der Basis der Habermas’schen Theorie des kommunikativen Handelns definiert. Der Nutzen für das Gemeinwohl steht dabei im Mittelpunkt. Kerler definiert zunächst ausführlich die verwendeten Begriffe. Auf die Konzeption internationaler Organisationen folgt die umfangreiche Definition sachgerechter Entscheidungen. Danach entwickelt der Autor den Idealtyp einer Organisation, die sachgerechte Entscheidungen hervorbringt: ein Idealtyp, in dem Regelsetzung die Basis für Integration ist. Die theoretischen Annahmen werden im Folgenden anhand einer ausführlichen Fallstudie der Weltbank überprüft. Unter anderem im Falle der Entwicklungs- und Umweltpolitik zeigt sich dabei, dass eine hierarchische, machtbasierte Steuerung durch die Mitgliedsstaaten mit steigender Komplexität der zu bewältigenden Aufgaben zunehmend versagt. Das Sekretariat der Weltbank handelt vielmehr autonom und führt die Organisation mit wenig sachgerechten Entscheidungen in Blockaden, Krisen und Skandale. Mit der Einführung bindender Richtlinien und eines Inspektionsausschusses, also der Einführung von Recht als Integrationsmodus, überwindet die Bank allerdings ihre Schwierigkeiten. Es bestätigt sich also die Annahme, dass Regelsetzungen in internationalen Organisationen bessere Entscheidungen hervorbringen. So leistet das Buch einen Forschungsbeitrag zur Weltbankforschung und bietet gleichzeitig neue Einblicke in die Funktionsweise von internationalen Organisationen.
Simon M. Primus (SMP)
Student, Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität, München.
Rubrizierung: 4.3 Empfohlene Zitierweise: Simon M. Primus, Rezension zu: Michael Kerler: Gutes Regieren in internationalen Organisationen. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32616-gutes-regieren-in-internationalen-organisationen_38928, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 38928 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken