Nicht immer gelingt es sowohl großen Spendenwerken als auch kleineren entwicklungspolitischen NROs, die eingenommenen Spenden effizient und wirksam einzusetzen. Zudem sorgen gelegentliche Nachrichten über zweckentfremdete Mittelverwendung, Misswirtschaft oder gar Veruntreuung von Spenden für höhere Ansprüche aufseiten der Spender, öffentlichen Geber und der Medien. Besondere Berühmtheit erlangte die Unicef-Krise im Jahr 2007/2008, in deren Folge nicht nur der gesamte Vorstand des Kinderhilfswerks ausgewechselt wurde, sondern in der gesamten Spendenbranche eine Debatte um neue Regeln, Verschärfungen von Prüfungskriterien für das Spendensiegel und Selbstverpflichtungen ausgelöst wurde. Mit diesem Band, der im Umfeld der Unicef-Krise entstanden ist, werden die Grundsätze eines an Transparenz, Qualitätsverbesserung, Kontrolle und Wirksamkeit ausgerichteten Spendenmanagements aufgezeigt und diskutiert. Matthias Thieme wirft einen Rückblick auf die Unicef-Krise, die er seinerzeit als Reporter der Frankfurter Rundschau ins Rollen gebracht hatte, und zeigt die zentralen Fehler in dieser Affäre sowie die damit verbundenen Lehren und Konsequenzen auf. Bernd Pastors und Jana Rosenboom erläutern den neuen Verhaltenskodex des Verbands der entwicklungspolitischen NROs (VENRO) samt der Debatten im Vorfeld seiner Verabschiedung. Damit sei zwar ein Instrument zur Verbesserung der Transparenz geschaffen, doch könne ein Kodex „nur soviel wert sein, wie er praktisch umgesetzt wird“ (43). Weitere Beiträge betreffen die Themen Marketing, Fundraising und Kommunikation. Aus der Perspektive einer Spenderin setzt sich Ilse Bosch mit der Frage der Spendenmotivation, aber auch mit Hemmnissen und Vorbehalten – etwa, dem, dass Spendentätigkeit undemokratisch sei – auseinander. Klaus Hurrelmann schließlich zeigt am Beispiel der World Vision Kinderstudie auf, wie unabhängige empirische Sozialforschung zur Glaubwürdigkeit der Arbeit von NROs und damit zu einer Good Governance beitragen kann. Der vornehmlich für die Praxis konzipierte Band bietet zahlreiche Anregungen, er bietet aber darüber hinaus auch einen interessanten Einblick in die Befindlichkeit der Spendenbranche.