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World Vision Deutschland e. V. (Hrsg.)

Kinder in Deutschland 2010. 2. World Vision Kinderstudie. Konzeption & Koordination: Klaus Hurrelmann, Sabine Andresen & TNS Infratest Sozialforschung

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2010; 416 S.; 15,95 €; ISBN 978-3-596-18640-2
Die zweite World-Vision-Kinderstudie bestätigt auch für 2010 den Trend der Pilotstudie von 2007 (siehe Buch-Nr. 33425), wonach erfreulicherweise eine große Mehrheit der Kinder in Deutschland ihre Lebensbedingungen als gut und sehr gut einschätzt. Gleichzeitig verstärkt sich jedoch auch der Befund, dass ein stabiler Anteil von etwa einem Fünftel der jungen Generation unter prekären Lebensbedingungen lebt, die bereits bei den befragten 6- bis 11-Jährigen als Ausgrenzung und Beeinträchtigung von Lebens- und Entwicklungschancen erlebt werden. Deutliche Unterschiede im Freizeit- und Medienverhalten ebenso wie hinsichtlich des selbst eingeschätzten Schulerfolgs bis hin zu Ängsten vor Gewalt sowie familiären und gesellschaftlichen Entwicklungen korrelieren mit sozialer Schichtzugehörigkeit und insbesondere dem Bildungshintergrund der Eltern. Die repräsentative Studie zeigt in verschiedenen Punkten jedoch auch überraschend erfreuliche Ergebnisse. Für die soziale Integration von Kindern mit Migrationshintergrund bietet die jüngste Generation offenbar gute interaktive Voraussetzungen, wenn lediglich 1 % der Migrantenkinder angibt, ausschließlich (und weitere 8 % vorrangig) mit nichtdeutschen Kindern befreundet zu sein. Aus den dokumentierten Befunden für die jüngsten Nachkommen von Einwanderergruppen ergeben sich kaum Anhaltspunkte für Strukturen von Parallelgesellschaften. Soziale Ausgrenzung und unfaire Chancenverteilungen gehen in erste Linie auf ökonomische und kulturelle Ressourcen in den Elternhäusern zurück, deren Defizite staatliche Bildungs- und Betreuungseinrichtungen offensichtlich nicht auszugleichen vermögen. Zusätzlich zur Analyse der Befragungen nehmen die Autoren abschließend auch Stellung zu den familien-, bildungs- und kinderpolitischen Rahmenbedingungen. Die zweite World-Vision-Kinderstudie belegt, dass familienpolitische Leistungen derzeit eher dazu tendieren, bestehende Ungleichheiten festzuschreiben. Die Autoren fordern eine stärkere wirtschaftliche Absicherung unterschiedlicher Familienformen, insbesondere Direkthilfen für das von Armut und Ausgrenzung am stärksten betroffene Fünftel und nicht zuletzt eine „Partizipationspolitik für Kinder“ (367), die deren spezifische Bedürfnisse und ernst nimmt.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.3 | 2.35 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: World Vision Deutschland e. V. (Hrsg.): Kinder in Deutschland 2010. Frankfurt a. M.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32526-kinder-in-deutschland-2010_38817, veröffentlicht am 19.10.2010. Buch-Nr.: 38817 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken