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Alexander Wolf

Die U.S.-amerikanische Somaliaintervention 1992-1994

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (VS Research); 133 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-531-17298-9
Wolf untersucht vor dem theoretischen Hintergrund des synoptischen Realismus und der „internationalen Konstellationsanalyse“ die Intervention der Vereinigten Staaten in Somalia zwischen 1992 und 1994. Er geht von der Hypothese aus, dass die militärische Intervention „nur dann erfolgreich gewesen wäre, wenn sie aufgrund primärstaatlicher Interessen geführt worden wäre und der Wert dieser Interessen die Interventionskosten überstiegen hätte“ (23). Wolf zeigt jedoch, dass die Intervention von anderen Interessen geleitet wurde, die sich nur aus einer Zusammenschau der internationalen Konstellation nach dem Ende des Ost-West-Konflikts erkennen lassen. So sei die Entscheidung für die militärische Unterstützung der UN-Mission UNOSOM I (Operation Restore Hope; November 1992 – Mai 1993) weniger eine Entscheidung für Somalia als vielmehr eine Entscheidung gegen eine Intervention in den als komplexer wahrgenommenen Bosnienkonflikt gewesen – und somit ein Versuch, nach dem Ende des Ost-West-Konflikts nicht in der Einflusssphäre Russlands zu intervenieren. Der zweite Teil der Intervention (UNOSOM II; Mai 1993 – März 1994) wiederum sei „weniger durch tatsächliche nationalstaatliche Interessen als vielmehr durch eine idealistische Grundüberzeugung“ (117) zur Notwendigkeit kollektiver Sicherheit der im Vergleich zur Regierung Bush außenpolitisch eher unerfahrenen Regierung Clinton begründbar. Verschlechtert sich die Lage einer Intervention unter einer solchen Konstellation, so Wolf, kann sie unter dem Druck der Öffentlichkeit nicht aufrechterhalten werden. Die Studie ist zwiespältig zu bewerten. Ein positives Verdienst Wolfs ist die vertiefte Analyse der außenpolitischen Prägung der USA und deren Einfluss auf die Entscheidung zur Intervention. Gleichzeitig verfolgt er eine zwar in sich logische und fundierte, wenn auch tautologische und somit wenig konträre Argumentation. Der Gegenbeweis, die Durchführung langer und kostspieliger Interventionen aus reinem Altruismus, dürfte unmöglich zu führen sein.
Matthias Seifert (MSE)
Politikwissenschaftler, Lehrer für Gemeinschaftskunde und Englisch, Gymnasium Englisches Institut Heidelberg.
Rubrizierung: 4.41 | 4.22 | 4.3 | 2.25 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Matthias Seifert, Rezension zu: Alexander Wolf: Die U.S.-amerikanische Somaliaintervention 1992-1994 Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32483-die-us-amerikanische-somaliaintervention-1992-1994_38762, veröffentlicht am 26.07.2010. Buch-Nr.: 38762 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken